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- HINTER DEN KULISSEN VOM BOXCLUB BASEL
Mit Gabi «Balboa» Timar, der ersten Basler Profiboxerin der Geschichte. Gabi Timar ist 33 Jahre alt und gelernte Juristin. Ihren Boxnamen «Balboa» erhielt sie von ihrem Trainer und Besitzer des Boxclubs Basel, Angelo Gallina. Er sagte, sie habe genauso hart für ihre Boxkarriere gekämpft wie Rocky, und irgendwie hat er recht. Gabi Timar hat vor vier Jahren mit dem Boxen angefangen und ist nun die erste Basler Profiboxerin der Ge- schichte. Ein persönlicher Bericht über die Vorbereitungsphase für den nächsten Wettkampf. 12 WOCHEN VOR DEM KAMPF Die härtesten Wochen beginnen. Es ist 17.45 Uhr an einem gewöhnlichen Montag. Ich unterrichte wie gewohnt die «Women-Only-Klasse» beim Boxclub Basel. An die fünfzig Frauen absolvieren hier gemeinsam die Fitnessboxstunde. Nach dem Un- terricht heisst es Boxhandschuhe anziehen und ab in die Kampfvorbereitung, das heisst, harte Runden im Wettkampfteam, das mehrheitlich aus Männern besteht. Schläge um Schläge, eine Übung folgt der anderen, Schweiss fliesst, mein Körper leidet. Um 20.30 Uhr ist Schluss. Kurz etwas zu essen vorbereiten und ab ins Bett. Nächster Tag geht’s weiter, Krafttraining, Laufarbeit, Schwimmen. Trainingsstunde um Trainingsstunde folgen ohne Ende. Schlagarbeit mit meinem Coach, dynamische Kraftparcours, Arbeit am Boxsack sowie mentale Trainingseinheiten wechseln sich ab. Kein Ende in Sicht. Mein Körper schreit, die Schmerzen begleiten mich von morgens bis abends. Das ganze Jahr hindurch muss ich im Training sein, um dann die Wettkampf-Endvorbereitung anzugehen. Der Kampf dauert sechsmal zwei Minuten, die Vorbereitung unendlich lang. Zeit für Freundinnen oder anderen Aktivitäten bleibt fast keine übrig. Sonntag ist mein einziger Ruhetag. Diesen brauche ich, um auszuschlafen, meine Familie zu besuchen und Liegengebliebenes zu erledigen. Woche für Woche vergehen, das Programm wird im- mer intensiver. Hinzu kommen jetzt noch die Spar- rings, die Wettkampfkämpfe mit anderen Partnerinnen, das Herumreisen zu anderen Profiboxerinnen. Die Vorbereitung verlangt mir alles ab und ist für mich härter als der Kampf selber. Bezahlt werden Boxerin- nen nicht, auch hier sind Frauen noch lange nicht auf Gleichberechtigungskurs mit ihren männlichen Kollegen. Ich boxe im Fliegengewicht und muss leichter sein als 50.802 Kilogramm, was 112 Pfund entspricht, so ist es mit der Gegnerin vertraglich vereinbart. Wer zu viel auf die Waage bringt, muss eine Busse von einem Franken pro Gramm zahlen. DIE LETZTEN 24 STUNDEN VOR DEM KAMPF In der letzten Woche gibt’s täglich nur noch kurze Trainings. Der letzte Tag naht, die Spannung steigt ins Unermessliche. Um 20 Uhr dann die Erlösung: Sie ist da. Nach der obligaten Arztkontrolle, bei der wir auf unsere Kampftauglichkeit geprüft werden, heisst es ab auf die Waage. Im Anschluss folgt das obligate Gegenüberstehen. Ein kleines Psychospielchen folgt. Wer zeigt als Erste eine Angstreaktion, wer hat weniger Nerven, kommt es zur Eskalation? Nach dieser Zeremonie gehe ich mit meinem Team Essen. Ein guter Augenblick und auch der letzte entspannte Moment vor dem Kampf. Fein Essen ist immer eine gute Ablenkung. Nach dem Essen folgt ein kleiner Besuch am Wettkampfort. Er ist dunkel und leer. Der Boxring steht, die Veranstaltung ist ausverkauft. Ich freue mich. Jetzt heisst es, das Telefon bis nach dem Kampf ausstecken und ab ins Bett. DER TAG DER ENTSCHEIDUNG Praktisch den ganzen Tag verbringe ich alleine. Das ist gut so. Ich habe meine Ruhe und meine eigenen Rituale. Den Tag beginne ich mit einem ergiebigen Frühstück. Um 10 Uhr folgt der Coiffeur-Termin. Meine langen Haare werden zu kurzen Zöpfe verarbei- tet, damit ich ungehindert boxen kann. Den ganzen Tag über läuft Musik. Am liebsten höre ich Hiphop, alle Interpreten quer durch. Nach einem kleinen Mittagessen muss ich letzte Vorbereitungen treffen und das Material – Zahnschutz, Schuhbändel, Badtücher – kontrollieren und einpacken. Die Zeit vergeht wie im Flug. Gabi «Balboa» Timar unmittelbar vor ihrem Kampf beim Bandagieren der Hände mit ihrem Coach Angelo Gallina. EINE STUNDE VOR DEM KAMPF Jetzt geht’s los mit dem Adrenalin, das Bewusstsein, in den Ring zu steigen, holt mich ein. Die letz- ten Handlungen folgen. Die Wettkampfhandschuhe werden in die Garderoben gebracht. Es folgt das Bandagieren der Hände, um diese vor Verletzungen zu schützen. Vor dem Kampf läuft noch «Sweet Caroline» von Neil Diamond. Das ist der letzte Moment, in dem wir noch gemeinsam singen und umherschaukeln, dann heisst es anstehen. Meine Einlaufsmusik erklingt: «Eye of the Tiger», ein waschechter Rocky Balboa Song. Heute Abend nur für mich, Gabi «Balboa» Timar. Gabi «Balboa» Timar gewinnt ihren dritten Profikampf vorzeitig durch K. o. und bleibt ungeschlagen. Weitere Infos über die Geschichte des Boxclub Basel lesen Sie hier.
- SKISCHULE JA ODER NEIN?
Warum Kinder beim Skifahren mit ausgebildeten Lehrern meistens motivierter sind als mit den eigenen Eltern. Text: Andrea Elmiger Skiferien gehören bei den meisten Schweizer Familien zum Winter dazu. Viele haben sie schon hinter sich, andere sind voller Vorfreude auf die kommenden Tage im Schnee. Dabei werden schon die Jüngsten auf die Bretter gestellt. Eine Frage jedoch spaltet die Nation: Skischule ja oder nein? Was für die einen ein Ort wunderbarer Erlebnisse und Erfahrungen ist, ist für die anderen ein Kinderhütedienst für Eltern, um in Ruhe Skifahren zu können. Nun – wir haben in den Sportferien unsere eigenen Erfahrungen gemacht. Zu Beginn waren wir uns sicher, unseren Mädchen das Skifahren selbst beibringen zu können. Ballett, Schwimmen, Musizieren – bloss nicht noch mehr Kurse, dachte ich mir. Und schon gar nicht in den Ferien. Wir wollten unsere freien Tage ohne Verpflichtungen verbringen. Zudem kann es doch nicht so schwer sein, den Kindern den Stemmbogen beizubringen. Mein Mann, als ehemaliger J+S-Leiter, freute sich auf die Herausforderung. Also nichts wie los zum Anfängerhügel. Doch schon beim Hochtäppelen zum Zauberteppich zeigte sich Widerstand. «Hiiiilfe, ich rutsche runter!», schrie meine Grosse mit hochrotem Kopf. Geduldig erklärten wir ihr, wie sie ihre Skier halten soll und dass sie sich mit ihren Stöcken abstossen kann. Oben angekommen, hiess es, die Knie leicht beugen, die Skispitzen zusammenführen und langsam von Mama zu Papa fahren. Die Kleine verhedderte sich mit ihren eigenen Skiern, während unsere 8-Jährige schnurstracks und unkontrolliert den Hügel hinunterdonnerte. «Breeemsen!», schrie mein Mann. Dann, nach gefühlten zehn Minuten und fünfmal umfallen, war dicke Luft. Unser Kindsgi-Kind warf sich zu Boden und weinte. «Das kann ich nicht. Ich will nicht mehr Skifahren!», protestierte auch die Grosse. So ging es den ganzen Tag weiter. Ratlos standen wir Erwachsenen da und schielten zum Nachbarhang, auf dem kleine Kinder eins nach dem anderen wie Pinguine der Reihe nach die Piste hinunterfuhren. «Schön Pizza machen», rief der Lehrer und alle machten fröhlich mit. Am nächsten Tag meldeten wir unsere Mädchen in der Skischule an. Bereits die witzige Begrüssung durch den Maskottchen Snowli sorgte für ein Lächeln auf den Lippen unserer Skiverweigerer. In der Skischule werden Bewegungsabläufe spielerisch eingeübt. Dies hilft den Kindern nicht nur beim Lernen, sondern nimmt ihnen die Angst vor dem Unbekannten und macht Spass. Die Skilehrer passen ihr Programm genau auf die Bedürfnisse der Teilnehmer an. Während sie mit einigen bereits das Slalomfahren üben, rutschen sie mit den anderen im Schneepflug langsam den Hang hinunter. Und da sie sich gleichzeitig auf mehrere Kinder konzentrieren müssen, lernen diese sich bei kleineren Problemen irgendwie selber weiterzuhelfen. Anstatt wie gewohnt loszuheulen, müssen sie Strategien entwickeln, um mit der Gruppe mithalten zu können. Es wäre laut meiner Zweitklässlerin auch «mega peinlich» vor den anderen Schülern eine Szene zu machen. In der Gruppe können sich die Kinder zudem gegenseitig motivieren und von einander Bewegungs-abläufe, die sie noch nicht beherrschen, abschauen. Auch mal über den eigenen Schatten zu springen, indem man beispielsweise beim Skirennen am Schluss des Kurses mitmacht, macht die Kinder zudem stolz und selbstsicher. Fazit: Es spielt keine Rolle, wie Kinder die Schneesportart erlernen. Wichtig ist nur, dass sie die Technik so gut beherrschen, dass sie sich und andere auf der Piste nicht gefährden. Ob Selbstunterricht oder Skischule, in erster Linie hängt es vom Kind ab. Will es unbedingt mit anderen Kindern gemeinsam das Skifahren erlernen oder weigert es sich, in die Skischule zu gehen. Wenn man die Wünsche der Kinder ignoriert, ist Misserfolg vorprogrammiert. Vorteil beim Selbstunterricht ist, dass Eltern individueller auf ihre Kinder eingehen können. Auch ist diese Unterrichtsform kostengünstiger und bleibt ein Erlebnis für die ganze Familie. Wenn die Eltern über ausreichende Erfahrung, pädagogisches Geschick und viel Geduld verfügen, kann dieser Weg eine gute Option darstellen. Ein Pluspunkt für die Skischule hingegen sind der Spassfaktor und die Kameraden. Unter professioneller Leitung lernen die Kinder die Kniffe des Skisports kennen. Aufgeben geht da nicht. Durch die Gruppen-dynamik verwandeln sich sogar Skimuffel zu echten Pistenhäschen. Den Snowli freuts.
- TCM-THERAPEUTIN MIT «HELFERSYNDROM»
Patricia Raña hilft Menschen in jeder Lebenslage. Text: Andrea Elmiger Es ist ein lauer, sonniger Frühlingstag, als Patricia Raña früh morgens in ihre Praxis «Nayandei» kommt. Beginnen tut er wie immer: Orangenhain-Synergie in die Duftlampen der Behandlungszimmer, durchlüften und die Akten der Patienten für den Tag bereitstellen. Das Teewasser kocht und die Tücher liegen bereits auf, um vorgewärmt zu werden. Da die erste Behandlung eine Tui-Na-Therapie ist, stellt die 40-Jährige schon mal das Massageöl in den Flaschenwärmer. Dann bleibt noch kurz Zeit, um E-Mails zu checken und Rückrufe zu tätigen. Bisher gibt es keine Anrufe, keinen Notfall – Hexenschuss oder Ähnliches – das noch eingeplant werden muss. Ein spannender Tag erwartet die TCM-Therapeutin. Therapeuten der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) sind Experten für gesundheitliche Probleme. Sie diagnostizieren und behandeln Beschwerden mit Krankheitswert basierend auf dem ganzheitlichen Konzept der chinesischen Medizin. Das können Schmerzen bis Schlafstörungen sein. Ein TCM-Therapeut bedient sich je nach Ausbildung der folgenden Methoden: Akupunktur, Tui Na (manuelle chinesische Therapie), chinesische Arzneimitteltherapie, Tai Chi/Qi Gong oder chinesische Ernährungslehre. Menschen jeden Lebensalters kommen zu Patricia Raña. Der heutige Nachmittag ist eher etwas kleinkindlastig, der Morgen und Mittag durchmischt und gegen Abend kommen die streng Arbeitenden, die die entspannende Wirkung der Akupunktur in den wohlverdienten Feierabend mitnehmen möchten. Es wird auch sprachlich wieder abwechslungsreich. Es ist sicherlich ein Vorteil, wenn man in einer multikulturellen Stadt wie Basel mehrere Sprachen spricht. Die gebürtige Spanierin praktiziert in sechs Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch) und kann so ihre Liebe zu Sprachen ausleben. «Dass ich kein Chinesisch spreche, stört meine Kundschaft nicht», lacht sie. Die erste Patientin trifft Patricia Raña an diesem Tag zum ersten Mal. Es wird also ein detail- liertes Gespräch. Das Hauptanliegen zuerst: Kopfschmerzen, wo? wann? wie oft? Wie äussern sie sich? Was verbessert oder verschlechtert sie? Diese Informationen geben ihr Aufschluss über die Wahl der Akupunkturpunkte. Nicht jedes Kopfweh wird mit den gleichen Punkten behandelt, da der Ursprung bei jedem ein anderer ist. Die Zungen- und Pulsdiagnose runden die Erhebung der chinesischen Differentialdiagnose ab. Da es bei der Patientin der erste Kontakt mit Nadeln ist, erkläre die Therapeutin ihr nochmals genau, was sie macht und wie es sich anfühlt. «Es ist ein kleiner Pieks – der tut nicht weh», sagt Patricia Raña und schon sitzt die Nadel. Die Patientin ist überrascht: «Oh, das spürt man ja gar nicht!» «Keine Angst vor menschlicher Nähe» Aufmerksam zuhören und das Gegenüber mit seinem Problem ernst nehmen sei essentiell, sagt Patricia Raña. Man muss empathisch sein und darf keine Angst vor menschlicher Nähe haben. «Ich mag mich erinnern, dass eine Mitstudentin damals meinte, dass mindestens eine Nadel zwischen ihr und einem Patienten sein müsse, alles andere sei zu nah. Manuelle Therapie kam also für sie überhaupt nicht in Frage.» Die Baslerin hingegen hat keine Berührungsängste, dafür ein ausgeprägtes «Helfersyndrom», wie sie zu sagen pflegt. Dies sei auch der Grund für ihre Berufswahl gewesen. Der Morgen ist schnell vorbei und schon steht das erste Kind da. Sein Immunsystem soll gestärkt werden, bevor die Pollensaison losgeht. Bei den Kleinen verwendet Patricia Raña Shonishin, eine nadelfreie Kinderakupunktur. Bei dieser Methode spielen die Eltern eine wichtige Rolle. Sie werden instruiert, damit sie ihre Kleinen zu Hause weiter behandeln und so den Genesungsprozess positiv beeinflussen können. An diesem Tag muss auch Patricia Raña für eine Zungen- und Pulsdiagnose herhalten. Die kleine Patientin testet die Shonishin-Instrumente an ihr aus und verordnet «etwas Entspannung und Ruhe». Die Mutter einer Zweijährigen weiss um die Wichtigkeit spielerischen Zugangs. «Entspannung und Ruhe» Der Tag neigt sich dem Ende zu. Im Praxisraum liegt ein Patient mit chronischer Erschöpfung. Da die Anspannung im Nacken sehr gross ist, entscheidet Patricia Raña sich für eine Kombination von Tui Na und Akupunktur. Vor der Behandlung meint er noch: «Ich möchte gerne den Weckdienst, Tee und Porridge zum Frühstück bestellen.» Als die Therapeutin ins Zimmer zurückkehrt, liegt er tatsächlich tiefenentspannt da. Sie entfernt die Nadeln und lässt ihn wissen, dass sie draussen warte. Danach hört sie nichts mehr. Zurück im Zimmer, findet sie ihn tief schlafend auf der Liege. Sie weckt ihn sanft und beide müssen lachen. Nun geht auch Patricia Raña der Empfehlung ihrer kleinen Therapeutin nach und sorgt für etwas Entspannung und Ruhe inmitten ihrer Familie.
- HAUTE COUTURE IN BASEL
Pia Koller, Inhaberin von Atelier Floesser in Basel, beherrscht als einzige Schneiderin der Schweiz das alte Handwerk des Plissierens. Pia Koller bei der Arbeit in ihrem Atelier Floesser in Basel. Text: Andrea Elmiger Couture-Kunst und insbesondere Plissees haben es der gelernten Kindergärtnerin und Schneiderin angetan. In ihrem Atelier Floesser an der Inneren Margarethenstrasse in Basel arbeiten Pia Koller und ihr Team an aufwendigen Mode-Kreationen für unvergessliche Auftritte. Im Jahr 1999 verschlug es Pia Koller zum Couture-Atelier von Pierre Floesser. Vier Jahre später erwarb sie von ihm das 1956 gegründete, traditionsreiche Geschäft, das sie nun seit bald 20 Jahren im Sinne seines Gründers weiterführt, mit den von ihm übernommenen Werten und den hohen Ansprüchen an die Couture-Kunst. Handgefertigte Plissees sind Pia Kollers Markenzeichen. Unter Plissieren versteht man die Fixierung von Falten mittels Druck, Temperatur und Wasserdampf. Pia Koller beherrscht dieses alte Handwerk als einzige Schneiderin der Schweiz. Dank ihrem Können verleiht sie den Kollektionen einen ganz speziellen Touch. Plissierte Stoffe werden beispielsweise zu Kleidern, Jupes oder Hosen oder als Blickfang an Ärmeln verarbeitet. Sie sind in jedem Fall Unikate und ein Hingucker in jedem Kleiderschrank. Das Plissieren – heute und früher Schon vor über 2500 Jahren plissierten die Ägypter die Gewänder der vornehmen Herrschaften. Sie befeuchteten den Stoff, legten ihn gefältelt auf eine glatte Steinplatte und belegten ihn mit einer zweiten, dunklen Platte, die sich durch Sonneneinstrahlung erhitzte. So wurden die Falten fixiert. Im Mittelalter verwendete man das Stäbchen-Plissee. Ein Holzstäbchen gab das Faltenmass vor, die Falten wurden mit Weizenmehl oder Wurzelsud fixiert. Im 18. Jahrhundert arbeitete man zunehmend mit erhitzten Zangen und Eisen und verlängerte die Haltbarkeit der Falten durch Wachs. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts werden Pappschablonen eingesetzt, die anfangs allerdings fast unerschwinglich teuer waren und zudem oft ersetzt werden mussten, da sie in der Feuchtigkeit litten. Auch Pia Koller benutzt Kartonschablonen, denn diesem modernen Pappmaterial setzt Nässe wenig zu, ist gut falzbar, bruchfest und dampfdurchlässig. Als Erstes wird ein altes Leintuch auf den grossen Arbeitstisch gespannt. Die untere Schablone wird in ihrer ganzen Länge ausgezogen und am Tischrand festgeklemmt. Darauf wird der Stoff exakt im rechten Winkel gelegt. Schiebebretter, beschwert mit Gewichten, sorgen dafür, dass nichts verrutscht. Danach werden die vorgegebenen Falten zusammengeschoben. Nun muss die Temperatur auf 100 Grad steigen. Nach einer guten halben Stunde wird der Ventilator angestellt, der den Stoff über Nacht trocknen lässt. Bei Pia Koller wird ohne chemische Zusätze und nur mit Wasser fixiert. Zur Plissierung eignen sich alle Stoffe ausser Viskose, aber wirklich dauerhaft halten die Falten nur in Stoffen aus Kunstfasern. Naturfaser-Plissee darf in keinem Fall nass werden, da es sonst die Form verliert. Nachhaltigkeit und Kundennähe Mit eigenen Händen etwas Schönes zu kreieren und zu erarbeiten faszinierte die Inhaberin schon immer. Die Gespräche mit ihren Kundinnen sind für sie mindestens so spannend wie das Umsetzen des Nähauftrags. Die leidenschaftliche Schneiderin hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten zahlreiche Stammkundinnen gewinnen können. Das sind Frauen aus der ganzen Schweiz, die es schwierig finden, von der Stange etwas Passendes für sich zu finden. Auch Damen in fortgeschrittenem Alter, die sich schön und besonders kleiden möchten, gehören zu ihrem Kundenkreis. Im Frühjahr und im Herbst werden die neuen Kollektionen, die Pia Koller und ihr Team geschneidert haben, in Mode-schauen präsentiert. Wünscht sich eine Kundin ein Modell aus der Modeschau, kann es individuell für sie angepasst werden. Die Schauen finden in ganz persönlichem Rahmen im eigenen Atelier und in der Trotte Arlesheim statt und stehen stets unter einem bestimmten Motto. Für den geeigneten Rahmen ihrer Modeschauen sucht Pia Koller immer wieder nach kreativen Ideen. Innovation statt Imitation heisst die Devise. Nebst der Präsentation ihrer Modelle ermöglicht sie den Besucherinnen und Besuchern beispielsweise Einblicke in Handwerks-berufe. Dazu lädt sie entsprechende Berufsleute ein, die über ihre Tätigkeiten berichten. Foto: Uta Grütter Die Modeschöpferin legt nicht nur grossen Wert auf perfekte Schneiderinnenarbeit, sondern auch auf Qualitätsstoffe und Nachhaltigkeit. Sie bietet darum handgewobene Stoffe von ihr persönlich bekannten Weberinnen an, führt Stickbordüren und Stoffe von Schweizer Herstellern und kauft persönlich in Mailand, Avignon und Paris Stoffe ein, um sie ihren Kun- dinnen exklusiv anzubieten. Dabei ist ihr wichtig, Stoffe nicht in grösseren Mengen einzukaufen, denn jeder Stoff soll exklusiv erhältlich sein und nicht für mehrere Kleidungsstücke verwendet werden. Falls nach einiger Zeit ein Modell seiner Trägerin nicht mehr passt, wird es von Pia Koller abgeändert und modernisiert. So erhält das jeweilige Lieblingsstück ein zweites Leben. Die Inspirationen des Lebens Pia Kollers Inspirationen stammen von ihren Erlebnissen. Sei es von Begegnungen, besonderen Worten, von Gesehenem auf der Strasse oder im Wald oder von einer Lektüre. Ideen kommen ihr vor dem Einschlafen, beim Aufwachen oder unter der Dusche. Bis aus Ideen Neukreationen werden, darf Zeit verstreichen, nach dem Motto «gut Ding will Weile haben». Soll eine Idee umgesetzt werden, geht nicht immer alles gradlinig. Oft muss sie verworfen werden, weil die Umsetzung sich als nicht zufriedenstellend herausstellt. Das muss ausgehalten werden können. Die Geschäftsinhaberin schätzt in ihrer Selbstständigkeit, dass sie alleine die Verantwortung für alles, was in ihrem Atelier geschieht, trägt: Modellentwerfen und Schnittmusterzeichnen, Zuschneiden und Nähen, Ausbildung ihrer Lernenden, Buchhaltung sowie administrative Aufgaben. Alle Fäden laufen bei ihr zusammen, was spannend und reizvoll und in der heutigen Zeit eher selten geworden ist. Fürs Selbernähen bleibt da wenig Zeit. Hingegen zeichnet Pia Koller sämtliche Schnittmuster genau auf das Mass ihrer Kundinnen selbst und bildet sich seit vielen Jahren auf diesem Gebiet weiter. Auch Pierre Floesser, der nun in Schweden lebt, schaut hin und wieder bei Pia Koller im Atelier vorbei – eine gute Gelegenheit, um sich, wenn nötig, den einen oder anderen Rat vom Altmeister zu holen. Fotos: Facebook Atelier Floesser Informationen über Modeschauen und Events von Atelier Floesser finden Sie hier.
- BERUF: LIVE COMMUNICATION MANAGER
Text: Andrea Elmiger Sie kommuniziert, plant und organisiert aus Leidenschaft. Als Live Communication Manager setzt Anna Leone-Eicher die verschiedensten Marketing-Instrumente der direkten und persönlichen Zielgruppen-Ansprache, wie Auftritte an Messen, Promotions und MICE (Meetings, Incentives, Conferences + Events) um. Bei all diesen Anlässen geht es entweder um Bewusstseinsbildung, Wissenstransfer, Emotionalität oder um Aktivierung der Ansprechgruppen. Das Ziel: dem Publikum einen positiven und nachhaltigen Auftritt übermitteln zu können und damit eine Bindung zu erzielen. Marketing interessierte die KV-Absolventin schon lange. Als sie nach einer Babypause die Möglichkeit erhielt, einen Kunden-Event für über 100 Personen zu organisieren, entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Konzeptionierung, Planung und Organisation von Anlässen. Den Beruf «Live Communication Manager» kannte sie zu dieser Zeit noch nicht. Erst als sie sich vermehrt um die Umsetzung von Events kümmerte und Ausbildungen in Marketing und Kommunikation absolvierte, wurde ihr klar, wie umfangreich dieser Beruf ist. Unglaublich spannend, aber manchmal auch richtig stressig. Die Tage können sehr lang sein und man hat immer wieder mit unerwarteten Er-eignissen zu tun. Da muss man flexibel reagieren und gelassen bleiben. «Die Konkurrenz ist gross, deshalb muss man sich genau positionieren und eine Nische finden», sagt die 52-Jährige. «Man muss Visionen umsetzen können.» Auf die Frage nach dem wichtigsten Faktor, den es für diesen Job braucht, antwortet die Baslerin ohne zu zögern: «Feuer und Leidenschaft. Man muss Visionen umsetzen können, Vorstellungsvermögen und Detailliebe mitbringen.» Wichtig sei auch eine grosse Portion Durchsetzungsvermögen gegenüber verschiedenen Interessensgruppen. Man müsse die finanziellen Investitionen genau planen und budgetieren, damit es nach einem Event oder Messeauftritt nicht zu bösen Überraschungen kommt. Auch muss man unbedingt darauf achten, dass unabhängig, welche Art von Live Communication man betreibt, die eigene Authentizität und die des Auftraggebers bzw. der Firma übereinstimmen. Der Anlass muss wie aus einem Guss herüberkommen und die Zielgruppen müssen richtig angesprochen werden. «Ich lerne nach jedem Anlass wieder etwas Neues dazu», sagt Anna Leone-Eicher. Nach einem Debriefing erfahren die Live Communication Manager beispielsweise, was sie bei der internen Kommunikation mit dem Team verbessern könnten, oder ob bei der externen Kommunikation die Gäste die Botschaften verstanden haben. Und ob das Catering und der Service den Ansprüchen standhalten konnten. Die Verantwortung für all diese Bereiche liegt in ihren Händen. Kein Wunder, sind Kontaktfreudigkeit und eine kommunikative Begabung unerlässlich. Ein gutes Netzwerk und die Bereitschaft, dieses auch immer wieder auffrischen und erweitern zu wollen, ist das A und O. Durch Live Communication kann der Kunde die Botschaft einer Firma/eines Produktes emotional, informativ, physisch und mit allen seinen Sinnen erleben. «Diese Erlebnisse bleiben oft länger im Gedächtnis haften als plakative Werbung», ist sich Anna Leone-Eicher sicher. In jeder Branche, irrelevant der Unternehmensgrösse, könne Live Communication in irgendeiner Form als Kommunikationsinstrument eingesetzt werden. Denn man braucht nicht immer ein riesengrosses Budget. Wie sieht die Zukunft aus? Durch den digitalen Umbruch in der Medienlandschaft wandeln sich sowohl die Inhalte selbst als auch die Erwartungen an die Kommunikations- und Contentlogistik. Die Live-Kommunikation muss sich diesen Gegebenheiten anpassen. Einerseits profitieren Live-Events von der Digitalisierung, andererseits ziehen digitale Medien aus realen Ereignissen ihren Nutzen. Es gibt viel mehr Möglichkeiten, crossmedial und un-terstützend mit Social Media Live Communication zu betreiben. Die Herausforderung wird nun sein, eine möglichst perfekte und wirksame Kombination aus beiden Welten zu kreieren und die Chancen voll auszuschöpfen.
- HAPPY BIRTHDAY, BASLER KINDERTHEATER!
Seit 50 Jahren bei Gross und Klein beliebt: das Basler Kindertheater im Schützengraben. Das Jubiläumsjahr wurde mit einer Wiederaufnahme des berühmten Märchens „Der Räuber Hotzenplotz" eröffnet. Im November geht es auf eine Reise ins Wunderland, wo einige Kindheitserinnerungen bestimmt wieder geweckt werden. Die bekannte Geschichte von „Alice im Wunderland“ wird über die Adventszeit gezeigt. Anfangs Februar verzaubert ein Märchen aus Tausendundeine Nacht „Der kleine Muck“ das Publikum. Schliesslich zum Abschluss der 50. Spielzeit wird das Märchen „Der Wolf & die sieben Geisslein“ erzählt. Das Basler Kindertheater wurde 1970 gegründet und spielt seither regelmässig an seinem Domizil im Schützengraben 9. Es war anfangs das erste Kindertheater der Schweiz und zusammen mit Amsterdam das erste überhaupt in Europa. Die Philosophie und das Gedankengut des Kindertheaters sind, dass in diesem Theater ausschliesslich Kinder spielen. Sie lernen beim Spielen Sozialkompetenz, Teamgeist uns das Übernehmen von Verantwortung. Das Basler Kindertheater bietet den Kindern einen Ort der Begegnung, der Entfaltung, Verwandlung, Reflexion und der Besinnung. Auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“ steht die zukünftige Generation im Rampenlicht. Die finanzielle Verantwortung trägt seit 1972 der Verein Basler Kindertheater. Seit 2010 ist Mónica Wohlwend die Intendantin des Theaters.
- FAMILIENLEBEN UND WEITERBILDUNG. GEHT DAS?
Tipps, wie ich mein Leben mit einer Weiterbildung koordiniere. Text: Ella Rupp Weiterbildung ist in der heutigen Zeit die Voraussetzung für eine erfolgreiche Lebensgestaltung. Denn weder ein Berufsschulabschluss noch ein Studium reichen aus, um die Karriere wirklich zu lancieren. Ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis oder eine (Berufs-)Matur und sogar ein Bachelor bilden lediglich die idealen Voraussetzungen dazu. Aber erst konti-nuierliche Weiterbildung sichert das Weiterkommen und gibt einem die notwendige Sicherheit, um im Berufsleben erfolgreich bestehen zu können. Wenn man diese Grundsätze erst einmal verinnerlicht hat, stellt sich ganz von selbst die Frage: Wie schaffe ich das neben dem Familienleben? Die Hürden, die eine Frau nach der Mutterzeit auf sich nehmen muss, sehen oft schwieriger aus, als sie sind. Viele lassen sich durch Angstmacherei von anderen, oder auch durch ihre eigene Angst, ob sie in der Arbeitswelt noch bestehen können, beeinflus-sen, und geben einen Wiedereinstieg auf, bevor sie es erst probiert haben. Die Sozialvorsorge-Einrichtungen warnen jedoch davor, dass Frauen im Alter ohne adäquate Altersvorsorge riskieren, in die Abhängigkeit zurückzufallen. Es ist klar, dass sich in und nach der Elternzeit vieles verändert. Frau hat weniger Zeit, ist gestresst und oft überfordert. Mütter, die in ihre alte Stelle zurück-kehren, stellen nicht selten fest, dass ihr Privatleben nicht mehr zu ihrem Traumberuf passt. Immer erreichbar sein, Überstunden machen und viel Reisen beispielsweise sind mit dem Wunsch nach einem harmonischen Familienleben nicht vereinbar. Denn noch gibt es Möglichkeiten, mit den richtigen Skills und Arbeitsmodellen wie Jobsharing den Traumberuf auszuüben. Eine Berufsveränderung kann in solchen Fällen erfüllend sein, damit Mütter nach der Elternzeit den Anschluss an die Berufswelt nicht verpassen. Denn spätestens wenn die Kinder aus dem Haus sind, stehen die eigenen Bedürfnisse wieder im Fokus. Damit der Übergang zwischen Elternzeit und dem Wiedereinstieg klappt, haben wir hier einige Tipps für Sie zusammengefasst. PHASE 1 – RAHMENBEDINGUNGEN SCHAFFEN Zuerst gilt es, in Absprache mit Ihrem Umfeld die Rahmenbedingungen zu klären und festzulegen: 1. Welche Weiterbildung und weshalb? Besprechen Sie die gewünschte Weiterbildung mit dem Partner und behandeln Sie die Laufbahn- und Berufsperspektiven unter den Partnern gleichwertig. Er hat nicht den «besseren» Job und die «wichtigere» Karriere, und sie muss sich bewusst werden, für welchen Weg sie sich entscheiden will. Das Resultat dieses Punktes beantwortet die Frage der Funktion,der Arbeit und des Berufs, die jeder Partner in denverschiedenen Phasen des Familienlebens einneh-men soll. Wichtig sind hier auch die Grundsatzfragen der Priorität: Geht es um Einkommensmaximierung, um Zufriedenheit und persönliche Entwicklung, um Selbstverwirklichung etc.? 2. Familienarbeit Definieren Sie in der Familie die Familienarbeit und teilen Sie sie fair auf. Wer übernimmt für welche Bereiche die Verantwortung? Es geht nicht nur um die Kindererziehung, sondern auch ums Waschen, Kochen, Putzen, Einkaufen etc. Bei der Fairness ist darauf zu achten, dass beide Partner einen Verantwortungs-bereich übernehmen und gleichermassen entlastet werden. Das Resultat dieses Punktes beantwortet die Frage der Zeitressourcen, die gemeinsam und individuell jedem Partner zustehen. 3. Kinderbetreuung Bei Kindern ist es zentral, Einigkeit über das Betreu-ungskonzept zu erlangen. Die Grundsatzfrage lautet hier: Wer übernimmt in der Erziehung unserer Kin-der welche Rolle, und wie ist der Mix zwischen Fami-lien- und Fremdbetreuung? PHASE 2 – ZIELE DEFINIEREN In einer zweiten Phase geht es um die Konkretisierung der in den Rahmenbedingungen festgelegten Grundsätze: 1. Zeitmanagement: Passt das Zeitmodell der ge-wünschten Weiterbildung zu den gemeinsam fest-gelegten Rechten und Pflichten? 2. Prioritätensetzung: Passt die Weiterbildung zur ge-wünschten Zielsetzung der beruflichen und persönlichen Perspektiven beider Partner? 3. Lernbereitschaft: Ist das didaktische Konzept der Weiterbildung geeignet, um meine Lernfähigkeit zu fördern? Wie hoch ist die Unterrichtspräsenz, was kann ich ausserhalb des Unterrichts im Selbststudium erarbeiten und vor allem, wie sieht die Möglichkeit nach kollaborativem Lernen aus (Lernteams, Lerntandems, Lerngemeinschaften)? Und schliesslich, wie kann ich von anderen lernen, welche Prüfungsformen gelangen zur Anwendung und wie transferorientiert sind sie? CHECKLISTE WÄHREND DER WEITERBILDUNG Diese Überlegungen legen wir Ihnen ganz fest ans Herz: Setzen Sie Ihre Prioritäten und stehen Sie dafür ein! Seien Sie sich bewusst, dass Sie bereit sein müssen, für die Konsequenzen Ihres Handelns einzutreten, und schöpfen Sie Selbstbewusstsein daraus! Leben Sie Ihre Neugierde aus und lassen Sie sich von niemandem ein schlechtes Gewissen deswegen einreden! Vertrauen Sie darauf, dass «gut» gut genug ist und Sie Ihre Lernleistungen nicht nach Noten bemessen, sondern nach Ihrer Entwicklung! Leben Sie nicht für Ihren Traum – leben Sie ihn. Wenn Sie Einzelberatung und Unterstützung brauchen, ist Avanti eine gute Anlaufstelle, um Ihnen den Weg für Ihre Zukunft aufzuzeigen. Weitere Infos: Avanti KV Weiterbildungen
- MIT DEM CAMPER AUF NACH SCHWEDEN
Ferien (fast) wie anno dazumal ohne TripAdvisor & Co. Text: Andrea Elmiger Der Weg ist das Ziel, heisst es so schön. Noch nie war dieser Spruch treffender als bei unserer letzten Reise. Praktisch nirgends sieht man mehr von der Landschaft, spürt mehr vom Leben der jeweiligen Bewohner als auf einer planlosen Camperreise. Man lässt sich treiben, trifft auf vie-lerlei Orte, von denen sich manche als wahrer Geheimtipp erweisen. Man begegnet vielen interes-santen Menschen aus allen Gegenden dieser Welt und das Beste: Man weiss nie, wo man am nächs-ten Tag aufwachen wird. Genau dieses Spontane haben wir gesucht. Einmal Ferien machen ohne davor endlose Abende auf dem Sofa zu verbringen und dabei auf Airbnb, TripAdvisor oder Expedia zu surfen. Unvorhersehbares statt Perfektio-niertes. Wir nahmen uns also vor, wie ein Kind die Dinge selbst zu entdecken: unbefangen und mit einem Auge fürs Detail. Wir haben einzig eine App heruntergeladen, um vorhandene Stell-, Hafen- und Campingplätze zu orten. Das Zielland sollte Schweden, die Heimat von Pippi Langstrumpf, sein. Wir packten also unsere sieben Sachen, vier Velos und unsere beiden Töchter und fuhren im Morgengrauen los. Wir fuhren durch Deutschland und Dänemark und dann mit der Fähre von Frederikshavn nach Göteborg. Dort, vor der Küste Schwedens, findet man die berühmten Schären. Die Mischung aus schroffen Felsen, zaghafter Vegetation und roten Häuschen gibt es nirgends ein zweites Mal. An dieser Küste entlang stiessen wir auf viele gemütliche Marinas. Die Atmosphäre an solchen Hafenplätzen ist einzigartig. Segelschiffe, Fischer, Hündeler und Weltenbummler treffen hier aufeinander. Es wird geschwatzt, Tipps gegeben, gemeinsam gegrillt und gelacht. Die schwedischen Stellplätze kosten im Durchschnitt zirka 25 Schweizer Franken und bieten im Allgemeinen eine gute Infrastruktur: angenehme Dusch- und Abwaschmöglichkeiten und oftmals auch Grillplätze zur freien Nutzung. Ausser bei Sehenswürdigkeiten ist es nicht nötig, vorzeitig zu buchen. Dort jedoch muss man nicht nur früh buchen, sondern in puncto Ausstattung, Atmosphäre sowie beim Preis Abstriche machen. Das Check-in erfolgt in der Regel unkompliziert an einem Automaten. Generell sind die Schweden in Sachen Elektronik gut aufgestellt. Ob beim Einchecken (sogar an den abgelegendsten Orten) oder bei der Dame am Marktstand, man zahlt mit der Karte. Bargeldlos erfolgt auch der Erwerb einer Fischerlizenz. Eine entsprechende App zeigt die Gebiete, in denen es erlaubt ist zu fischen, gibt Informationen zum Fischbestand und zur Gesetzeslage. Das Fischen mögen auch die Kinder, ob am Ufer oder auf einem Fischerboot, abenteuerlich ist es auf jeden Fall. Wir sahen verschiedenste Tiere, aber lange in Erinnerung bleiben werden uns die spontanen menschlichen Begegnungen. Stella, Luca, Anna oder wie sie alle hiessen, waren wunderbare Spielkameraden für unsere Töchter und boten uns Eltern die Möglichkeit, mal unge-stört ein Glas Wein zusammen zu trinken. Schön war es auch auf einer Farm, sozusagen am Ende der Welt. Da schliefen wir zwischen Schafen und Hühnern. Letztere verwöhnten uns mit ihren frischen Eiern, die wir zum Frühstück spontan mit der Gastfamilie auf deren Terrasse verspeisten. Fazit unserer Reise: Es waren erlebnisreiche drei Wochen. Wegen der guten Infrastruktur der Stell-plätze und den angenehmen Temperaturen ist und bleibt Schweden ein begehrtes Camperland. Einziger Wermutstropfen: der Preis. Obschon wir viel selber kochten, waren diese Ferien unsere teuersten überhaupt.
- EIN HOCH AUF DAS LEITERWÄGELI
Mit dem Nachwuchs mal ganz entspannt auf vier Rädern zum Fasnachtsumzug. Text: Andrea Elmiger Als meine Kinder noch Babys waren, hatte ich mit Veranstaltungen in grösseren Menschenmengen keine Probleme. Ich band die Kleinen mit einem Tragetuch auf die Brust oder setzte sie in eine Rückentrage. Dort konnten sie das Geschehen aus sicherer Höhe und in Mamas Nähe betrachten. Herbstmesse, Weihnachtsmärkte, Fasnacht: alles kein Problem. Wenn sie nicht mehr mochten, schliefen sie einfach unbemerkt ein. Sogar den Gehörschutz erduldeten sie ohne zu meckern. Einige Jahre später wollte ich die «drey scheenschte Dääg» im Jahr am liebsten an mir vorbeiziehen lassen. Obwohl meine Töchter sich liebend gerne als Waggis, Pirat oder Meerjungfrau verkleideten und sich auf die Kinderfasnacht freuten, hiess es jedesmal bereits nach einer Viertelstunde in der Menge: «Mama, treisch mi bitte.» Ich verneinte natürlich. Abgesehen von den erzieherischen Massnahmen, wie hätte ich gleichzeitig einen mit Proviant, Windeln und Ersatzkleidern schwerbepackten Rucksack, ein mit Räppli gefülltes Säckli UND ein dreijähriges Kind tragen können? Unmöglich. Wie machen das bloss die anderen? Die Lösung kam auf vier Rädern in Form eines Geschenkes. Die Freundin der Freundin meiner Schwägerin wollte ihr Leiterwägeli nicht mehr und suchte eine Abnehmerin. Ich nahm es liebend gerne für Gartenarbeiten, für den Transport von Weihnachtsbäumen und nicht zuletzt für die Fasnacht. Es war ein eher altes Modell aus Holz, schien aber recht robust zu sein. Wir malten Totenköpfe, Säbel und Schatzkarten drauf und bestückten es mit einer Piratenfahne. Weiche Sitzpolster und Kissen machten den Leiterwagen schliesslich zum «Luxusgefährt». Die Spannung war gross, als wir unser «Captain William Kid» zum ersten Mal aus dem Hafen liessen. Vollbeladen mit Getränken, Räppli und mit zwei bis zu den Ohren grinsenden Fasnächtlern steuerte ich das Vehikel über Tramschienen, Trottoirs und Müllberge aller Art. Und das Wägeli hielt, was es versprach. Zugegeben, unser Wagen hat breite Luftreifen, was auf unebenem Gelände von Vorteil ist. Dennoch rüttelt es manchmal sehr stark, weshalb die Kleinsten zur Sicherheit mit einem Sicherheitsgurt angeschnallt werden sollten. Meine Piraten fanden das fasnächtliche Treiben so spannend, dass sie alles um sich herum vergassen. Und siehe da, plötzlich war das Piratenschiff von draussen wesentlich interessanter als von drinnen. Dääfeli sammeln kann man ja schliesslich nicht im Sitzen ... Die wichtigsten Tipps für eine gelungene Kinderfasnacht Die Ohren schützen Eine Guggenmusik kann schon mal 100 bis 114 Dezibel laut sein. Bei einem Baby unter acht Monaten kann dies bereits nach 15 bis 30 Minuten zu einer irreversiblen Schädigung des Hörvermögens führen. Mit Telefonnummer versehen Trotz aller Vorsicht können kleine Kinder im Getümmel verloren gehen. Schreiben Sie Ihre Handynummer auf die Hand Ihres Kindes oder auf ein Armband. Richtig schminken Kinderhaut ist sehr empfindlich. Damit es kein böses Erwachen gibt, sollten Eltern beim Kauf der Schminke darauf achten, dass sie hochwertig und hautverträglich ist. Vor dem Schminken empfiehlt es sich, das Gesicht mit einer Hautcreme einzucremen. Zum Abschminken Babyöl oder eine milde Seife verwenden. Entspannt unerwegs sein Für den Transport der Kleinsten eignet sich eine Tragevorrichtung am besten (Tuch oder Babytrage). Grössere, die zwar schon gut zu Fuss sind, sich aber gerne unbemerkt davonschleichen, sind mit einer Kinderleine («Rössligschirr») gut aufgehoben. Kinder jeglichen Alters lieben es zudem, in einem Leiterwagen durch die Menge gezogen zu werden. Dort können sie sich ausruhen oder stärken. Klug schichten Bei der Bekleidung gehen Sie am besten nach dem Zwiebelprinzip vor: Ziehen Sie Ihrem Kind mehrere Schichten übereinander an. So könnnen Sie seine Kleidung schnell je nach Aussen- und Innentemperatur variieren.
- MIT GROSSEN SCHRITTEN RICHTUNG SOMMER
Der Garten wird wieder zum Lebensmittelpunkt für Gross und Klein. Text: Andrea Elmiger Wenn die Natur erblüht und die warmen Sonnenstrahlen unser Gemüt erfreuen, verlagert sich unser Leben nach draussen. Im Freien wird gespielt, gelacht und gegessen. Eine gute Gelegenheit, um unseren Garten oder unsere Terrasse gemeinsam mit den Kindern, Freunden und Nachbarn kreativ zu gestalten. Besonders die Kleinen mögen es, Ihr Umfeld mit allen Sinnen zu erfassen. Sehen, riechen, hören, tasten, schmecken, fühlen — es gibt wohl keine Sinneswahrnehmung, die über die Natur nicht stimuliert werden kann. Deshalb ist es ratsam, bereits die Kleinsten in die Outdoor-Aktivitäten miteinzubeziehen. Sei es das Bepflanzen von Gemüsebeeten oder das Säen von Blumen — für Kinder gibt es nichts Aufregenderes, als im feuchten Matsch herumzustochern und dabei das Treiben der Regenwürmer und Insekten zu beobachten. Im Rahmen unseres diesjährigen Familienprojekts haben wir Trittsteine aus Mosaik gebastelt und somit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Die Trittsteine dienen uns als Schutz vor dem gelegentlichen Sumpf im Garten und sind gleichzeitig wunderbare Hüpfsteine für die Kinder. Sie können aber auch als optische Abgrenzung im Gemüsegarten oder einfach nur als Blickfang eingesetzt werden. Und so wird es gemacht: Zuerst einen geeigneten Ort im Garten aussuchen. Dieser sollte gross genug sein, damit man sich beim kreativen Schaffen nicht in die Quere kommt. Den Arbeitsbereich mit einer grossen Folie bedecken, um Zementpulver und Betonspritzer aufzufangen. Das Herstellen des Betons sollte unbedingt ein Erwachsener übernehmen, denn der Zement ist nicht ungefährlich für die Augen und zudem hautreizend. Beim Abfüllen deshalb am besten eine Schutzbrille tragen. Die auf der Verpackung angegebene Menge Zement in einen Eimer füllen und mit Wasser mischen. Das Mischverhältnis muss stimmen, damit der «Brei» weder zu wässrig noch zu brüchig wird. Die Masse danach mit dem (Holz-)Stab gut umrühren und in die Pflanzenuntersetzer füllen. Wichtig ist, den Beton relativ rasch zu verzieren, da er schnell aushärtet. Beim kreativen Teil sind alle Hände gefragt: Mosaiksteine, Glasmurmeln und/oder Kieselsteine auf die Masse legen und sanft hineindrücken. Ob in Schneckenform, nach grafischen Mustern oder einfach nur wild durcheinander — beim Gestalten der Fantasie freien Lauf lassen. Die Kunstwerke nun ca. zwei Tage an der Luft aushärten lassen, um eine maximale Belastbarkeit zu erreichen. Die Trittsteine danach vorsichtig aus den Untersetzern lösen und im Garten platzieren. Für einen schönen Glanz die Mosaiksteine mit etwas Pflanzenöl einreiben. Für zwölf Trittsteine braucht es: * Zement 2 kg * Schaufel * Rührstab * grosse Abdeckfolie (ca. 2 x 3 m) * Eimer * grosse Giesskanne voll Wasser * Pflanzenuntersetzer 12 Stk. * Diverse Mosaiksteine, Glasmurmeln und/oder * Kieselsteine * Pflanzenöl 1 EL * altes Tuch Für die Erwachsenen zusätzlich: * Paar Gummihandschuhe * Schutzbrille
- GÜNSTIG UND KINDERLEICHT
Weihnachtsdekorationen einmal selber basteln – grosser Spass für die ganze Familie Text: Andrea Elmiger Unser Familienritual: Jedes Jahr am ersten Advent setzen wir uns mit den Kindern um den langen Esstisch, hören Weihnachtslieder, backen und basteln zusammen. Dabei geht es weniger besinnlich, sondern eher lustig und wild zu und her. Die Kinder lassen ihrer Fantasie freien Lauf. Und ob man am Schluss den Samichlaus auf dem Gutzi oder das Rentier auf der Kerze erkennen kann, ist zweitrangig. «Sälber mache!», heisst die Devise. Nicht zuletzt aus diesem Grund suche ich immer wieder nach Bastelideen, die in der Umsetzung ungefährlich, also auch für Kleinkinder geeignet sind. Nichts mit Heissklebepistole, Holzbrennkolben oder Säge. Ein zweiter wichtiger Punkt ist der Kostenfaktor. Die ausgefallensten Dekorationen und Geschenke entstehen meist aus ganz einfachen Materialien: Aus Haushaltsgegenständen wie Knöpfe, Alufolie, Zahnstocher oder aus Naturprodukten, die man auf einem Waldspaziergang sammelt. Es muss nicht teuer sein! Dieses Mal basteln wir kleine Engelsfiguren aus Haushaltspapier. Die Himmelsboten sind der Klassiker an Weihnachten und erfreuen sich grosser Beliebtheit bei den Kindern. Wer Rustikales dem Glitzer vorzieht, kreiert mit uns naturbelassene Holzsterne. Und so gehts: Engelsfigur zum Aufhängen 1 2 3 4 5 6 1 Für einen Engel braucht es zwei Blätter Haushaltspapier, eine Schere, eine stumpfe, dicke Nadel, Sternlifaden, eine kleine Papier- oder Styroporkugel, einen weissen Vorhangring, einen schwarzen Filzstift, goldfarbene Kordel, zwei weisse Federn, ein Bostitch-Heftgerät, gold- oder silberfarbenen Glitzerleim. 2 U n d so gehts: Ein Blatt Haushaltspapier zweimal falten, so dass man ein Viertel der ursprünglichen Grösse erhält. Aus diesem dann mit der Schere einen Kreis ausschneiden. Mit dem zweiten Blatt gleich verfahren. 3 Die a cht kleinen Kreise nun wieder zweimal falten. 4 Die s o entstandenen Dreiecke der Reihe nach mit Hilfe der Nadel auf einen Sternlifaden aufziehen und am Schluss mit einer Papier- oder Styropor-Kugel fixieren. Diese bildet den Kopf der Engel. Den Faden bei der Nadel abschneiden und verknoten. 5 Für d en Heiligenschein ca. 30 cm Kordel um den Vorhangring drehen und gut befes- tigen. Den Ring leicht auf die Kugel drücken, so dass er nicht verrutscht. Mit dem Filzstift nun das Ge- sicht des Engels zeichnen. 6 Auf be i den Seiten mit dem Bostitch je eine Feder befestigen. Zum Schluss den Engel vorne und hinten mit Glitzerleim betupfen und den Leim mit dem Finger verstreichen. Holzstern 1 2 3 4 5 6 1 Für einen Holzstern braucht es sechs beliebige, ca. 20 cm lange Zweige, zwei Rollen Kordeln, zwei lange Federn, Baumschmuck. Geschmückt werden darf, was gefällt. Um einen rustikalen Look zu erhalten, wählt man vorzugsweise Naturtöne. Verschiedene Braunnuancen beispielsweise lassen sich gut mit Weiss und Gold kombinieren. 2 Los gehts: Aus den Zweigen zwei ungefähr gleich grosse Dreiecke bilden und aufeinanderlegen, um zu sehen, ob das Gesamtbild gefällt. 3 N un die Zweige an den Kontaktstellen der Reihe nach miteinander verbinden. Danach die Kordel abschneiden und gut verknoten. 4 A m besten geht es zu zweit: Jemand hält die Zweige, der andere bindet sie zusammen. So verhindert man, dass die Zweige verrutschen. 5 W e nn die Zweige befestigt sind, den Stern je nach Belieben mit Federn und dem Weihnachtsschmuck verzieren. 6 Z u m Schluss an der oberen Spitze des Sterns eine ca. 30 cm lange Kordel anbringen, damit der Stern aufgehängt werden kann.
- SIE GEBEN DEN DINGEN EINEN RAHMEN
Der abwechslungsreiche Beruf der Vergolderin verlangt viel Fingerspitzengefühl. Text: Andrea Elmiger Queen Odametey und Carla Gysin geben den Dingen in ihrem Leben gerne einen Rahmen. Die Vergolderinnen stellen Rahmen nach Mass her und verarbeiten diesen dann so, dass er den Charakter eines jeweiligen Bildes unterstreicht. Beiden gefällt an ihrem Beruf, dass er sehr abwechslungsreich ist: «Jeder Arbeitsschritt ist anders und mit jedem neuen Auftrag gibt es immer wieder kleine und grosse Überraschungen und Herausforderungen. Die Gestaltungsmöglichkeiten, die dieses Handwerk bietet, sind schier endlos.» Abwechslung zeigt sich auch punkto Material: gearbeitet wird auf Holz, Stuck, Glas, Wand oder Metall, wobei die Oberflächen durch die Auflage verschiedener Blattmetalle veredelt werden, wie zum Beispiel ein Holzuntergrund mit Polimentvergoldungen. Die Wahl des richtigen Materials ist auch deshalb von Bedeutung, da der Rahmen nicht nur ästhetische Zwecke erfüllt, sondern dem Bild auch Schutz vor Umwelteinflüssen wie Schmutz und Sonnenlicht bietet. Zu ihrem Traumjob kam die Baslerin Queen eher zufällig. «Anfangs wusste ich nicht, dass es diesen Beruf gibt. Als ich in der Schule für Gestaltung ging, wurde ich von meiner Zeichnungslehrerin auf diesen Beruf aufmerksam gemacht, weil ich geduldig und Feinfühlig war. Im selben Jahr konnte sie auf dem Beruf eine Schnupperlehre bei der Rahmenvirtuosin Silvia Boss machen. Von da an war klar, was sie werden wollte. Und sie hatte Glück, denn die Ausbildungsplätze sind begrenzt. In der Werkstatt fühlt man sich in die Vergangenheit versetzt. Statt Computer und Smartphones findet man verschiedenste Vergolderwerkzeuge neben farbigen Drucken, Achatsteine zum Polieren, diverse Lösungsmittel, Farben, Pigmente und Leime. «Für ein kleines Rahmenatelier braucht es relativ wenig Maschinen. In unserem Atelier stehen fast keine, ausser eine Gehrungsstanze, ein Akkubohrer und eine Bohrmaschine. Wir grundieren, schleifen und erledigen so ziemlich jeden Arbeitsschritt noch von Hand», erzählt die junge Frau. Es brauche jedoch immer einen Grundstock an Blattgold, Blattsilber und Schlagmetall. Und Zeit. Die sollte nicht zu knapp sein. Jeder Arbeitsschritt dauert und braucht viel Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit und viel Einfühlungsvermögen bei der Beratung erfahren auch Odameteys und Gysins Kunden. Sie bekommen schliesslich einen Rahmen, der passend auf ihr Bild abgestimmt ist. Ein Einzelstück eben. Es sind meist Privatpersonen, Sammler oder Firmen, die Odameteys und Gysins Arbeit in Anspruch nehmen. Sie alle schätzen die traditionelle Handarbeit, das massgeschneiderte Produkt sowie die individuelle Betreuung sehr. Um dieses traditionelle Handwerk auszuüben braucht man handwerkliches Geschick, eine gute Feinmotorik, Geduld und Ausdauer, Interesse an Kunst und Kunstgeschichte, Kontaktfreude sowie Sinn für Farbe und Form. Für die Vergolderinnen heisst Erfolg gute Planung bezüglich Zeit und Material. «Es ist auch wichtig, sich zu zeigen, indem man das Handwerk präsentiert — sei es mit einem Tag der offenen Tür oder mit einer Ausstellung.» Auch die Localholics, die urbanen Stadtentdecker, haben Odameteys Atelier für sich entdeckt. «Sie machen immer wieder einen Abstecher bei uns auf ihrer Erlebnistour. Das sind spannende Begegnungen für beide Seiten.» TAG DER OFFENEN TÜR UND APÉRO 7. Juni 2019, ab 17 Uhr Rahmenkunst GmbH Blumenrain 32 4051 Basel www.rahmenkunstgmbh.ch
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