top of page

BASEL WIRD ZUM GESAMTKUNSTWERK

«Die Zukunft, die wir wollen, muss erfunden werden. Sonst bekommen wir eine, die wir nicht wollen.» Joseph Beuys


Bild oben rechts: Art Unlimited, General Impressions


Die Kunstwelt rückt zusammen: Das Quartier Kleinbasel wird mit den vier Kunstmessen Art Basel und Art Unlimited, Liste, Volta und Photo Basel sowie dem Basel Social Club auf dem Franck Areal zum Global Art Village. Das Bermuda-Dreieck Theater, Kunsthalle und Kunstmuseum lädt die Besucher am Samstag, 17. Juni zu «Finally Saturday», einem grossen Open-Air ein. Unter dem Motto «Ein attraktives Basel für eine attraktive Art Basel» weht während des Highlights des Kulturjahres ein Hauch Weltstadt durch Basel: Die Stadt wird

nicht nur herausgeputzt, sondern selbst zum Schmuckstück für den globalen Kunstmarkt. Dank einer Kapitalerhöhung von 34 Millionen Schweizer Franken für die Messe Basel (MCH Group) verwandeln die zwei vom Kanton neu geschaffenen Taskforces Tourismus und Kultur

Basel vom 12. bis 18. Juni in ein bisher unvorstellbares Kunstmekka: Die Stadt wird zu einem einzigen Gesamtkunstwerk.


Die «Art-Week», die Woche der Kunstmesse Art Basel, ist nicht nur für viele Freunde der Kulturstadt die schönste Jahreszeit. Ähnlich wie für Fasnächtler die «drey scheenschte Dääg» lässt die Art Basel die Herzen der Kunstliebhaber weltweit höher schlagen. Ausgebuchte

Hotels, überfüllte Restaurants, lange Schlangen vor der Messe und schwindelerregende Preise sind die Folge. Für Normalsterbliche zeigte sich die Art Basel daher oft eher aus der Ferne. Neu aber wird die ganze Stadt zum Kunstwerk: Das Flaggschiff aller Messen der MCH (Messe Group Basel) soll unter dem Motto «pART of it» vermehrt in die Stadt und unter die Leute gebracht werden. Gleichzeitig soll während der Art Basel die «Willkommenskultur» in der ganzen Stadt gestärkt werden. Knapp 150 Hotellerie- und Gastrobetriebe verpflichten sich, mit einer Charta «gegen Preisexzesse und für mehr Gastfreundschaft» die hohen Standards der Art-Woche zum Beispiel dank eines neuen Welcome-Packages für auswärtige

Gäste zu steigern. Bisher umwehte nämlich stets ein Hauch Exklusivität die Art. Nicht nur Tickets für die Vernissage und die legendären Art-Partys waren in den vergangenen Jahren oft heiss begehrt und sehr gesucht. Bereits der Besuch der weltberühmten Kunstmesse fiel

für viele finanziell ins Gewicht. Das wollen die Behörden ändern. Zunächst einmal mit dem gesenkten Preis einer Tageskarte für Einwohner des Kantons Basel-Stadt: 54 statt 67 Franken kostet das Kunsterlebnis für Ortsansässige neu. Noch mehr allerdings wird die Art-Woche dank den beiden frisch geschaffenen Taskforces Tourismus und Kultur die ganze Stadt in ein Kunstwerk verwandeln.


Ganz Basel wird zum Kunsthappening

Für Letizia Elia wird es übrigens die erste Art als Leiterin von Basel Tourismus. Wenn das geplante Willkommensgeschenk für alle auswärtigen Gäste ihre Handschrift zeigt, dann darf man auf die Zukunft wahrlich mehr als gespannt sein. 43 000 zusätzliche Übernachtungen generiert die Art Basel nämlich. Dass Gastfreundschaft in der «kleinsten Metropole der Welt», wie an der Vorstellung der Taskforce gescherzt wurde, gross geschrieben wird, merkt man: Die Art Basel erstrahlt neu in noch schillernderem Glanz – und wird für so viel Party, Szene-

Flair und Glamour wie noch nie sorgen. Ein Bekenntnis zur Kulturstadt, das die Kunstszene in schwindelerregende Höhen, wenn nicht sogar voraussichtlich auf einen neuen Gipfel erheben wird.


«Memories of the Future» lädt zum Abheben ein

Mit junger Kunst werden Besucher der Art gleich zu Beginn der Woche am Flughafen empfangen: In Zusammenarbeit mit der Schweizer Klimaschutzstiftung myclimate

und den beiden Kunsthochschulen der Städte Basel und Freiburg wird am EuroAirport das Kunstprojekt «Memories of the Future» umgesetzt. Die grossflächigen Bilder und Installationen sind am ganzen Flughafen zu sehen – und zwar vom Arrival bis zur Departure Hall. Damit werden all jene Besucher der Art Basel, die mit dem Flieger anreisen, nicht bloss gleich mit Kunst empfangen, sondern gleichzeitig auch animiert, sich auf konstruktive Art

und Weise mit dem Thema Nachhaltigkeit und ökologischer Fussabdruck auseinanderzusetzen.


Die Kulturstadt Basel wird auf neuem Level bespielt

«Wir sind keine Weltstadt und werden auch keine werden», stellte Regierungsrat Kaspar Sutter an der Präsentation der Taskforces klar. Das Image der Kulturstadt soll allerdings neue Höhen erklimmen. Dies verriet Kulturchefin Kathrin Grögel an der unter dem Titel «Attraktives

Basel für eine attraktive Art Basel» Anfang Mai einberufenen, hochrangig bestückten Medienkonferenz im Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt des Kantons Basel-Stadt. Am Rheinsprung präsentierten der Messechef Florian Faber und Letizia Elia die bisherigen Ergebnisse der zwei Taskforces Tourismus und Kultur, welche die von der neuen Partner- oder Konkurrenzmesse in Paris herausgeforderte Art Basel noch mehr

zum attraktiven Hot Spot der internationalen Kunstszene werden lassen sollen.


ART BASEL UND ART UNLIMITED als Kernstück, das

Kleinbasel in die Welt hinausträgt

Florian Faber, der als Chef der MCH Group nochmals die Einbettung der Art Basel in die Struktur der Messe Basel erläuterte, sprach von einem «Gesamterlebnis», das in Basel während der Art durch die vertiefte Zusammenarbeit aller Player geschaffen werden soll. Seit letztem Herbst, wo die beiden Taskforces ihre Arbeit aufnahmen, geschehe dies «auf einem spürbar neuen Level». Auch der Messeplatz soll während der Art stärker bespielt werden. Eine Installation der marokkanischen Künstlerin Latifa Echakhch bringt noch mehr Leben ins

oft bereits dichte Gedränge der Art-Happenings an Ort und Stelle. Live-Konzerte und Performances auf dem Vorplatz des Herzstücks der Art sollen die ganze Woche lang die Besucher aus aller Welt vor dem Eingang der Art Basel und Art Unlimited fesseln.


Party, Party, Party – vom Montag bis zum Wochenende

Im Vergleich zum letzten Jahr, wo Pussy Riot mit einem Überraschungsauftritt für Furore sorgte, wird es um die junge Kunstmesse LISTE dieses Jahr vermutlich etwas ruhiger. Trotzdem gibt es mit dem Auftritt der Zürcher Tänzerin und Choreographin Alexandra Bachzetsis, «Notebook», ein Performance-Highlight zu sehen. Auch dieses Jahr wird die gleich neben der Art Basel stattfindende Entdecker-Messe bereits am Montag ihre Türen öffnen. Gestartet wird die feierfreudige Art-Woche mit der Opening-Party in der KASERNE mit einer geballten Ladung Frauenpower: Neben der Marseiller Rapperin Moesha 13 wird das Zürcher Projekt TVBXS mit feuchtfröhlichen Happy Hardcore- und Gabber-Elementen

spielen, während mit AXT eine ukrainische Dancefloor-Queen den Club mit einer «Tanz auf dem Vulkan»-Ästhetik eröffnet: Sie ist Teil des ukrainischen Künstlerkollektivs Motsion und spielt experimentelle Bassmusic und Drum’n’Bass zur «dystopischen Clubmusikdekonstruktion».


Zahlreiche Partys und Side-Events sowie verlängerte Öffnungszeiten in der Gastronomie (Open Air bis 2 Uhr nachts!) werden die ganze Stadt vom 12. bis 18. Juni in ein Festgelände verwandeln. Der BASEL SOCIAL CLUB, der letztes Jahr noch die Villa «Beverly Holz» auf dem

Bruderholz bespielte, verwandelt neu das gesamte ehemalige Thomi+Franck-Areal beim Wiesenkreisel im Horburg, in ein szeniges Künstlerdorf. Der zukünftig zum Party-Quartier und neuen Nachtlebensort umgenutzte Industriepark, dürfte der neue Hot-Spot der Basler Hipster

und des jungen Clubbing-Volks werden. Hier warten täglich kostenlose Performances, Lesungen, Kunst und Konzerte auf die In-Crowd. Was in den roten Backsteingebäuden des Franck Areals genau alles abgeht, soll erst kurz zuvor verraten werden.


Ein Publikumsauflauf zwischen den Nachtlebensinstitutionen Klybeckquai und Shift Modes Kulturhafen, BASFAreal (inklusive neu die Volta) sowie dem klassischen Kleinbasler Milieu rund um Kaserne und Klingeli (inklusive das szenige Renée) scheint nicht nur aufgrund der

Gehdistanz zur Hauptmesse Art gesichert. Daneben laden auch spezielle Pop-Up-Bars wie das «Walther» zum Opening oder Happening ein.


Sven Eisenhut, Direktor der PHOTO BASEL, hofft auf einen guten Jahrgang. Nach den schwierigen Corona-Jahren konnte er für die diesjährige Ausgabe der Photo Basel im Volkshaus mit Chantal Convertini, die mit ihrer Ausstellung «Of Corse» in der Kulturstiftung KBHG für Furore sorgte, eine Senkrechtstarterin aus der Region gewinnen. Das Nachwuchstalent, das überraschenderweise nicht aus einem Künstlerumfeld stammt, hat die

Aktfotografie fast im Alleingang wieder salonfähig gemacht. «Während der Art Basel wirkt die Stadt fast ein wenig wie New York», schwärmte denn auch im Werbeclip von Basel Tourismus eine der interviewten Angestellten des Stadt- und Standortmarketings. Ein Hauch Weltstadt

also doch für Basel?


Eine «Care Ethics» oder zumindest das «Care Ethos» schwebe über allem, meint Cristina Salmastrelli, die als neue Co-Direktorin der VOLTA SHOW live aus New York zugeschaltet die Philosophie der Messe erläutert. «Wir wollen nach dem Motto Discover, Connect, Collect der

Basler Bevölkerung ihre eigene lokale Kunstumgebung näherbringen», erklärt die Amerikanerin, die mit ihren bisherigen Engagements (unter anderem Pulse und Affordable Art Fair New York) die Volta noch einen Tick internationaler erscheinen lassen dürfte. Grossartige

Kunst wie die schon im letzten Jahr begeisternden Scherbenbilder des Ostschweizer Künstlers Simon Berger, der bereits Kamala Harris so verewigte, gibt es neu auf dem BASF-Areal im Klybeck zu sehen. Nicht verpassen! Auch die Buchmesse «I Never Read», die jung und szenig daherkommt, wird wieder für zusätzliche Farbtupfer in gedruckter Form sorgen – auch dieses Mal wieder im K'Haus des wohl etabliertesten Kleinbasler Kulturorts, der Kaserne. Hier lassen sich nicht nur Bücher, sondern auch internationale Coffee-Table-Literatur und Magazine entdecken – und dieses Jahr sicher auch das «Bebbi Zine», ein eigens zur Art unter der Federführung von Claudio Vogt (Ex-Kunsthalle, neu Galerie von Bartha) geschaffenes

Kunstmagazin, das unter anderem 20 Porträts von Art-Mitarbeitenden aller Couleur beinhaltet,

aber auch als Ausgehmagazin genutzt werden kann. «Finally Saturday» – die Woche endet mit einem Open-Air-Knaller auf dem Theaterplatz


Im Grossbasel, wo der Art Parcours rund um den Münsterplatz alljährlich die Öffentlichkeit zum Rundgang durch die Altstadt bis und mit Drei Könige lockt, werden dieses Jahr 27 Installationen den Umfang aller bisherigen Ausgaben sprengen. Neu soll auch die KUNSTHALLE, die mit der CAMPARI BAR jedes Jahr der Treffpunkt für kunstaffine Szenis ist, mit den beiden grössten Kulturinstitutionen zusammenspielen: Das KUNSTMUSEUM

vergrössert sein Programm und lädt mit YARD am Mittwochabend in den Innenhof. Das THEATER BASEL sorgt mit dem neuen Foyer Public am Samstag auf dem Theaterplatz für ein grosses Open-Air-Stadtfest für Kunstfans und Kulturfreunde aller Generationen. Neben

dem Tinguely-Brunnen und der Serra-Plastik soll ein eigens geschaffener «Mobiler Wald» zum neuen Zuschauermagnet werden. In der ganzen Stadt werde dafür die Baustellensituation optimiert, verspricht die Basler Regierung.


Text: Tara Hill


Alle Daten

° Kunstmesse Art Basel, inklusive Unlimited, öffentliche

Tage von 17 bis 18 Juni

° Liste und VOLTA: 12. bis 18. Juni

° Opening-Party Liste: 12. Juni

° Photo Basel 13. bis 18. Juni

° I never read: 14. bis 17. Juni

° Yard: 14. Juni

bottom of page