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«SAG MIR, WAS HAST DU VOR MIT DEINEM (...)KOSTBAREN LEBEN?»

Aktualisiert: 20. Juni 2022

Lassen Sie sich beflügeln von Mary Olivers poetischer Wahrnehmung in dem Gedicht Der Sommertag.


Foto: Wix


Von Karin Breyer


Gehen Sie hinaus in die Natur, steigen Sie auf Berge, träumen Sie am Meer, fliessen Sie mit dem Fluss, gehen Sie Umwege, halten Sie inne, spüren Sie sich mit allen Fasern Ihres Seins - und dann folgen Sie dem ersten inneren Impuls, seien Sie unvernünftig, staunen und lachen Sie, geniessen Sie das Blühen um sich herum und die Schönheit des Sommers. Moment by moment!




Der Sommertag

Wer hat die Welt geschaffen?

Wer hat den Schwan geschaffen und wer den schwarzen Bären?

Wer hat die Heuschrecke geschaffen?

Diese Heuschrecke, meine ich –

die, die sich aus dem Gras erhoben hat,

die, die Zucker aus meiner Hand frisst,

die ihren Kiefer vor und zurück, statt auf und nieder bewegt –

die sich umschaut mit ihren riesigen, komplizierten Augen.

Jetzt hebt sie ihre blassen Vorderarme und wäscht sich gründlich ihr Gesicht.

Jetzt klappt sie ihre Flügel auf und schwebt weg.

Ich weiss nicht genau, was ein Gebet ist.

Ich weiss nur, wie man aufmerksam ist,

wie man hinfällt ins Gras hinein,

wie man sich im Gras niederkniet,

wie man müssig und gesegnet ist,

wie man durch die Felder streunt,

denn das ist es, was ich den ganzen Tag lang getan habe.

Sage mir, was hätte ich sonst tun sollen?

Stirbst nicht alles zu guter Letzt und viel zu schnell ?

Sage mir, was hast du vor
mit deinem einen, wilden, kostbaren Leben?

(Mary Oliver)

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