Nubya hat soeben ihre neue Single «Rebel» herausgebracht. Die Basler Sängerin berichtet über Mut und Zurückhaltung, die schönen Seiten des Jetzt und wie wichtig ihr trotz aller Einblicke in andere Welten der eigene Sound ist.
Von Michèle Faller
Sie beugt sich ein bisschen vor. Ihr Blick ist freundlich, interessiert und eine Spur ver- schwörerisch: «Kennst du die Momente, in denen du am liebsten ausflippen, zum Beispiel in einer Sitzung plötzlich aufstehen und schreien würdest?» Oh ja, diese Momente sind bekannt. «Es gibt so leise Stellen in einem Konzert, wo ich manchmal am liebsten ganz laut werden würde», fährt die Frau mit dem sanften Blick und der glockenklaren Stimme fort, die beim Singen so kraftvoll werden kann. Die Basler Sängerin Nubya spricht von ihrer neuen Single «Rebel», die am 26. März rausgekommen ist, zusammen mit einem Video.
Normalerweise mache man ja ein Album und eine Tour dazu, doch da letzteres wegfalle, habe sie sich entschieden, erst einmal einzelne Songs herauszubringen. Nubya freut sich sichtlich und erklärt, dass sie mit «Rebel» an die innere Power erinnern wolle, und alle darin bestärken, ihre rebellische Seite auszuleben. Wir seien hier in der Schweiz ja oft sehr zurückhaltend. «Denken vor dem Reden ist gut, aber man darf sein Umfeld auch mal fordern. Wir dürften mutiger sein.»
New York und Lange Erlen
Nubya wurde 1974 in Basel geboren, ist hier aufgewachsen und machte am Humanistischen Gymnasium, heute Gymnasium am Münsterplatz, die Matur. Nach der Schule machte sie ihr eigenes Austauschjahr, nachdem sie es während der Schulzeit verwarf. «Ich bereute es so», berichtet sie heute, doch wahrscheinlich war es ein Glücksfall, denn anstatt in einer Fremdsprache Aufsätze zu schreiben und Mathe-Aufgaben zu lösen, studierte die junge Frau in New York Jazzmusik. «Zwölf Stunden pro Tag bin ich in diese Welt eingetaucht», sagt sie und bereits ihr Blick berichtet von all den unvergesslichen Erlebnissen und Begegnungen. Dort legte sie sich auch ihren Künstlernamen zu. «In New York hörte ich Ausdrücke wie ‹Nubian Queen› oder ‹Nubian Beauty› und so kam ich auf ‹Nubya›.» Sie habe etwas gesucht, dass Exotik habe und alle aussprechen könnten, so die pragmatische Erklärung.
Nigeria ist die zweite Heimat der Basler Sängerin, von dort stammt ihr Vater, der vor knapp vier Jahren verstorben ist, und dort wohnen ihre Geschwister, mit denen Nubya in Kontakt ist. «Wir sind alle gleich schreibfaul», gesteht sie lachend, «aber dank Insta- gram haben wir uns liebevoll im Auge.» Normalerweise fliegt die Sängerin alle ein bis zwei Jahre nach Nigeria, was nun nicht möglich ist. Ausgerechnet jetzt, wo für die neue CD eine Zusammenarbeit mit nigerianischen Künstlern geplant war. «Das ist mir superwichtig und ich möchte es nicht aufgeben.» Nun hofft sie, in der zweiten Jahreshälfte doch noch fliegen oder allenfalls online etwas machen zu können.
In Basel wohnt die Künstlerin wieder seit drei Jahren, nach zehn Jahren in Zürich und davor fünf Jahren Pendeln zwischen Deutschland und der Schweiz. Das Gefühl, froh, wieder daheim zu sein, habe sich nicht eingestellt. «Ich schaffe mir meine Heimat, wo ich bin.» Doch gerade im Ausland habe sie die vertrauten Ecken der Stadt vermisst, die Orte, mit denen sich Geschichten verbinden. Einer dieser Orte sind die Langen Erlen, wo sie schon als Kind Stunden verbrachte und später immer joggen ging.
«Coming up event. No events» ist bei den Aktualitäten auf Nubyas Webseite nachzule- sen und die wenigen Worte machen bewusst, wie hart der erneute Lockdown aufgrund der Pandemie eine Bühnenkünstlerin treffen muss. Da sie 2019 sehr viele Auftritte hatte, habe ihr die Zwangspause letzten Frühling sehr gutgetan, sagt die Sängerin. Generell gehöre sie zu den Menschen, die Kraft sammeln, wenn sie Ruhe haben – im Gegensatz zu ihrem Mann, der inmitten von anderen Menschen Energie tanke, wie sie lächelnd bemerkt. Dass nach dem kurzen Höhepunkt, als Nubya und ihre Band vergangenen August das Stadtcasino Basel wiedereröffnen durften, schon bald wieder Schluss war, kann die Sängerin nicht von ihrer positiven Grundhaltung abbringen. «Jetzt und heute ist die beste Zeit meines Lebens», ist das Credo der 47-Jährigen. Und wer sich nun fragt, für wann genau dies denn gelte, wird mit strahlendem und zufriedenem Lächeln aufgeklärt: «Es stimmt immer.» Natürlich gebe es Zeiten, die nicht so gut seien, aber sie finde jede Lebensphase spannend und schön. Und schlimm, wenn jemand sage, dass er mit 20 seine beste Zeit hatte.
> Lesen Sie mehr über Nubya, ihren musikalischen Werdegang, ihre Liebe zum Sport und warum sie auch gerne Feuerwehrfrau geworden wäre.
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