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EIN PROJEKT GEGEN ELTERN-BURN-OUT

«(H)auszeit mit Herz» von Sévérine Bächtold Sidler soll erschöpfte Mütter und Väter entlasten.



Von Andrea Elmiger


Frau Bächtold Sidler, «(H)auszeit mit Herz» bietet ein schweizweit einzigartiges Angebot, um ausgebrannte Eltern zu unterstützen. Klingt vielversprechend.

Das Angebot richtet sich an Mütter und Väter, die sich erholen möchten, ohne sich nebenbei um den Familienalltag kümmern zu müssen. Einfach mal die Seele baumeln lassen. Im hektischen Alltag können sich Eltern kaum Ruhe gönnen und stehen oft kurz vor der Erschöpfung. Unser Konzept sieht eine Vielzahl von Aktivitäten vor, die den Betroffenen helfen sollen, sich wieder neu zu orientieren und Kraft zu tanken. Konkret bieten wir

Gespräche, Unternehmungen, Rückzugsmöglichkeiten und gutes Essen.


Mit Crowdfunding haben Sie und Ihr Team die finanziellen Mittel für die Realisierung Ihres Projekts generiert. Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis?

Ja, wir haben voller Freude die Zielvorgabe vom Crowdfunding erreicht. Es hat uns ermöglicht, das Projekt weiterzuverfolgen und zu verwirklichen. Nebst dem Crowdfunding

sind wir aber auch auf Stiftungen und Gönner angewiesen, die unser Projekt unterstützen.


Nach langem Suchen haben Sie nun auch die passende Immobilie gefunden.

Wir sind froh, seit Anfang November die ersten Gäste im «(H)auszeit mit Herz» am Mühlenplatz 1 in Sursee empfangen zu dürfen.


Viele Eltern mit Kleinkindern sind übermüdet. Ist das normal oder bereits die Vorstufe zum Burn-out?

Phasen der Müdigkeit im Elterndasein gibt es immer wieder. Kinder werden krank, schlafen nicht gut etc. Dies gehört zur Entwicklung des Kindes und ins Leben einer

Familie. Geht es aber so weit, dass ein Elternteil nicht mehr aus der Erschöpfung heraus findet, gilt es zu handeln. Wir wollen handeln, bevor es zum Burn-out kommt.


Nicht alle gestehen sich ein, ausgebrannt zu sein …

Der Schritt, sich einzugestehen, dass jetzt eine Pause, eine Reflexion nötig ist, ist oft noch mit Scham behaftet. «Wieso bekomme ich es nicht auf die Reihe? Alle anderen schaffen es doch auch.» Selbstzweifel quält viele der Betroffenen. Ein Prozess des Umdenkens ist nötig. Hilfe anzunehmen ist eine Stärke und keine Schwäche.


Sie sind Mutter von vier Kindern. Sind auch Sie schon einmal an Ihre Grenzen gekommen?

Ja, natürlich gab es auch bei mir Phasen der Erschöpfung. Der plötzliche Todesfall meines Vaters beispielsweise hat mir den Boden unter den Füssen weggerissen. Schicksalsschläge wie Krankheiten, Todesfälle, Trennungen etc. können ein gut funktionierendes Familiensystem rasch ins Wanken bringen.


In den meisten Ländern Europas gilt eine Elternzeit von mindestens 40 Wochen. Die Schweiz hinkt im Vergleich stark hinterher. Sollte man das Übel nicht an der Wurzel packen und die Sache auf politischer Ebene angehen?

Ein wunderbarer Gedanke. Bis es so weit kommt, braucht es aber Zeit. Wir wollen nicht mehr warten, wir wollen handeln. Es ist höchste Zeit, das Thema ernst zu nehmen.


Sie sind gelernte Craniosacrale Osteopathin. Wie setzt sich der Rest des Teams zusammen?

Wir haben viele ehrenamtliche Mitarbeiter: von der Hausfee über Psychologen, Therapeuten, eine Case-Managerin, Familienbegleiterinnen bis hin zu Handwerkern.

Ohne sie wäre unser Projekt nicht realisierbar.


«(H)auszeit mit Herz» wird von den Krankenkassen nicht unterstützt. Können sich finanziell schwächere Personen ihr Angebot überhaupt leisten?

Die Tarifklassen werden nach Einsicht des Lohnausweises und der Steuerveranlagung bestimmt. Grundsätzlich soll es allen Menschen möglich sein, einen Aufenthalt

bei «(H)auszeit mit Herz» zu verbringen. Individuelle Lösungen werden angestrebt und sind möglich.


Bild links: Sévérine Bächtold Sidler, Initiantin von «(H)auszeit mit Herz»

Bild rechts: In der Liegenschaft am Mühlenplatz 1 in Sursee können ausgelaugte Eltern Energie tanken.

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