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DEN MUTIGEN GEHÖRT DIE WELT

Aktualisiert: 17. Juli 2021

Wer bist du, wenn du niemand sein musst und alles sein kannst? Dieser Frage ging unsere Redaktorin Myriam Born nach und fand Interessantes heraus.


Foto: Raymonde de Laroche, die erste Frau, die einen Pilotinnenschein gemacht hat.



Myriam Born

Im Alltag sind wir es gewohnt, in diverse Rollen zu schlüpfen und versuchen dabei, immer alles unter einen Hut zu bringen. Doch der Spagat zwischen der fürsorglichen Mutter, erfolgreichen Business-Frau, liebenden Partnerin und perfekten Hausfrau, die auch noch regelmässig Sport treibt, kann sehr kräftezehrend sein. Und wenn man sich nie die Zeit nimmt, innehält und sich fragt, was man selbst möchte, wie man sein will, frei von alten Prägungen, Anforderungen und Meinungen anderer, dann kann es passieren, dass man sich auf diesem Weg selbst verliert.

Wer bist du, wenn du niemand sein musst und alles sein könntest? Sich diese Frage zu stellen, halten viele für Zeitverschwendung. Oft ist das aber nur eine Ausrede dafür, weil man eigentlich Angst vor der Antwort hat bzw. innerlich bereits weiss, dass man die Antwort darauf nicht kennt. Und eben weil wir uns die Zeit nicht nehmen, uns die wichtigen und richtigen Fragen zu stellen und die Antwort für uns selbst zu definieren, wird unser Sein durch andere definiert.

Die Australierin Bronnie Ware hat ein Buch darüber geschrieben, was Menschen am Ende ihres Lebens am meisten bereuen. Die meist genannte Antwort war: «Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mir selbst treu zu bleiben, anstatt so zu leben, wie es andere von mir erwarteten.» Aber wer sind eigentlich die anderen? All die oben genannten Rollen, die wir in unserem Alltag einnehmen, wurden über die Jahrhunderte hinweg von Generation zu Generation mit Anforderungen gefüllt und von verschiedenen Industrien geprägt. Das nehmen wir nicht bewusst wahr, aber wenn wir ehrlich zu uns sind, dann haben wir alle eine Vorstellung davon, was einen erfolgreichen Menschen oder eine gute Mutter auszeichnet.

Doch sind das wirklich die Anforderungen, die für uns wichtig sind? Oder ist es nicht an der Zeit, all die Überzeugungen einmal auf den Tisch zu legen und nur noch die Dinge mitzunehmen, die sich für einen selbst, als Paar oder als Familie richtig und gut anfühlen?

Ich weiss, das braucht Mut. Denn sobald man gegen den Strom schwimmt, spürt man Widerstand und man wird infrage gestellt. Aber es lohnt sich aus der Komfortzone auszusteigen und seinen eigenen Weg zu gestalten. Er fühlt sich so viel lebendiger, authentischer und freier an.

Stellen Sie sich unsere Erde vor, wenn all die Pionierinnen und Entdeckerinnen sich gefügt und die damalige Norm nicht hinterfragt hätten. Die Welt wäre nicht so schön bunt und vielseitig, wie sie heute ist. Wir wären nicht so frei.

Doch auch die Pionierinnen haben sich nicht freiwillig verändert. Ihnen wurde immer mehr verwehrt, bis sie keine andere Wahl mehr hatten, als sich laut zur Wehr zu setzen. Bevor sie das jedoch tun konnten, mussten sie sich klar darüber werden, was sie wirklich wollten und ihre eigenen mentalen Grenzen freisprengen.

Und genau dort stehen wir. Wir dürfen die bestehenden Rollenbilder und Meinungen einmal gründlich hinterfragen, neu definieren und dadurch noch freier werden. Wir sind die Gestalterinnen unseres Lebens. Denn Veränderung beginnt immer bei uns selbst. Erst wenn wir uns verändern, verändern sich die Dinge und Menschen um uns.

Indem wir anfangen uns die wichtigen Fragen zu stellen, werden wir uns klarer über uns selbst. Mit dieser Erkenntnis verändern sich unsere Gedanken. Die Gedanken prägen unsere Gefühle und diese lösen wiederum unsere Handlungen aus. Mit jedem Schritt wird die innere Stimme lauter, das Vertrauen in sich und seine Fähigkeiten stärker und die näch- sten Schritte auf dem eigenen Herzensweg klarer.


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