Eine Ausstellung in der Messe Basel würdigt den berühmten britischen Schablonenmacher.
Von Tara Hill
Ob Ratten, Affen oder Mädchen mit Herzballon die Street-Art-Werke des britischen Künstlers Banksy, dessen vermeintlich oft kindlich verspielten Motive in Wahrheit komplexe Themen wie Krieg, Kapitalismuskritik oder soziale Kontrolle behandeln, haben weltweit Kultstatus erreicht. Dennoch bleibt die wahre Identität der 1974 in Bristol geborenen Legende der Schablonen und Spraydosen ein Mysterium.
Bis zum 30. Mai zeigt die Messe Basel 100 Wandbilder, eine Skulptur und 31 Siebdrucke aus dem Bestand privater Sammler von London bis Slowenien. Auch wenn die Ausstellung unautorisiert ist, sind die Kuratoren Stefano Antonelli, Gianluca Marziani and Acoris Andipain vom Kollektiv «Associazione Metamorfosi» in Kontakt mit dem Unternehmen «Pest Control», das den rätselhaften Urheber vertritt. Eines der berühmtesten «Murals» Banksys ist der «Blumenwerfer»: Ein vermummter Demonstrant, der statt Steine einen Strauss in Richtung Feinde schmeisst – in Basel allerdings wird statt der Mauer die Siebdruck-Vorlage gezeigt.
Erstmalig dagegen sind Raritäten wie die Skulptur eines von einer Schlange verspiesenen Mickey Maus aus dem aktuellen, dystopischen Zyklus «Dismaland» zu sehen. «Banksys Arbeiten sind immer einzigartig», betont Gabriele Censi vom Organisator «GC Events»:
«Dennoch gibt es einen roten Faden. Jedes Stück erzählt eine sozialpolitische Geschichte, richtet sich in eigenständiger Bildsprache an seine Umgebung und Community.» Für ihn spielt auch die friedenspolitische Komponente der Kunstwerke eine wichtige Rolle – das gesellschaftliche Engagement sei der Schlüssel zu seiner Arbeit. So engagiert sich der Brite unter anderem mit einem nach der anarchistischen Ikone Louise Michel benannten Rettungsboot, auf dessen Flanke «Rescue» in Pink prangt, im Mittelmeer für die Flüchtlinge dieser Welt.
Unlängst sorgte Banksy allerdings mit corona-spezifischen Bildern für Furore – und ein Augenzwinkern: So ziert eine Meute seiner stilprägenden Ratten offenbar neu auch das eigene Badezimmer. Diese zählen rote Striche bis zum Ende des Lockdown-Gefängnis, drücken Zahnpasta-Tuben mit den Füssen aus, turnen an den Handtuchhaltern herum oder pinkeln auf die Klobrille. «Meine Frau hasst es, wenn ich zuhause arbeite», twitterte der inzwischen geschätzte 50 Millionen schwere Strassenkünstler das Geschehen selbstironisch.
Ob Banksy sein Home Office verlässt und die Basler Muba-Exhibition «Building Castles in the Sky» besucht? Peter Jörg will das lieber nicht kommentieren. Vielmehr freut sich der Leiter Gastmessen und Events, dass die Ausstellung, deren Durchführung zeitweise in der Schwebe stand, im letzten Moment Dank entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen doch noch bewilligt wurde. Gabriele Censi zeigt sich diesbezüglich optimistischer: Auf die Frage, ob Banksy auch bald eine Basler Wand ziere, antwortet er vielsagend: «Vielleicht!»
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