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INTERVIEW MIT MARILEN SCHWALD UND STEFANIE FEHR

  • Autorenbild: BaslerIN
    BaslerIN
  • 2. Apr. 2023
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 12. Juni

Karrierewege verlaufen nicht für alle gleich. Auch heute noch sind es oft Frauen, die auf dem Weg nach oben besonderen Herausforderungen begegnen. Zwei Frauen erzählen, wie sie ihren eigenen Platz gefunden haben – mit Haltung, Weitblick und dem festen Vertrauen in ihre Stärken.

Ein Gespräch über berufliche Entwicklung, den Wert eines starken Netzwerks und die Kunst, Chancen zu erkennen und elegant zu nutzen.


Marilen Schwald und Stefanie Fehr_Co-Gründerinnen womenmatter/s




Was sind die Gründe dafür, dass es nach wie vor so wenige Frauen in Führungspositionen gibt?


Stef: Die Ursachen sind vielfältig. Statistiken zeigen, dass in der Schweiz

mehr Frauen als Männer einen Hochschulabschluss erlangen. Frauen stellen auch nahezu die

Hälfte der Einstiegspositionen – doch bereits bei der ersten Beförderung gehen rund zwei Drittel der Positionen an Männer. Diese sogenannte «Broken Rung» ist ein erstes Hindernis. Eine weitere Hürde ergibt sich oft mit dem ersten Kind: Frauen ziehen sich dann vorübergehend aus dem Berufsleben zurück – oder gelten zumindest in der Wahrnehmung vieler als «nicht verfügbar».

Währenddessen machen männliche Kollegen möglicherweise bereits den nächsten Karriereschritt. Diese Lücke lässt sich schwer aufholen – mit der Folge, dass der Anteil an Frauen auf höheren Ebenen kontinuierlich sinkt.


Mary: Hinzu kommt, dass sich viele Frauen selbst im Weg stehen, weil sie sich

zu lange mit Zweifeln aufhalten. Sie wägen ab, zögern – und verpassen so Chancen.

Dabei ist es entscheidend, die Komfortzone zu verlassen und sich etwas zuzutrauen – denn Beförderungen kommen nicht von allein. Ein weiterer Punkt: In manchen Branchen sehen Frauen einander eher als Konkurrentinnen statt als Verbündete. Auch beobachten wir Unterschiede im Auftreten: Männer formulieren ihre Ziele oft klar und selbstbewusst. Frauen hingegen stellen häufig die Sinnhaftigkeit ihrer Aufgaben über Rang oder Lohn – und sagen das auch offen.

Das ist sympathisch, aber hinderlich, wenn es um Karriereplanung geht. Wer vorwärtskommen will, sollte seine Entwicklung strategisch angehen.




Mit womenmatter/s möchten Sie genau hier ansetzen. Wie kam es dazu?


Stef: Als wir ins Berufsleben einstiegen, fiel uns zum ersten Mal auf, dass wir

nicht mehr auf Augenhöhe mit unseren männlichen Kollegen agierten. Im Studium war uns das nie bewusst geworden. Plötzlich zählten nicht mehr nur Leistung und Fleiss – sondern auch Netzwerken, Sichtbarkeit, Präsenz. Gerade für mich als introvertierte Person war das eine Umstellung.


Mary: Ich hatte es anfangs leichter, weil ich gerne an Netzwerkanlässen teilnahm.

Doch je sichtbarer ich wurde, desto angreifbarer wurde ich auch. Ich musste lernen, Konflikte auszuhalten und für meine Themen einzustehen. Und ja, das Phänomen des «Mansplaining» war real – immer wieder erklärte mir jemand, wie ich meine Arbeit eigentlich machen sollte.


Stef: Wir suchten nach anderen Frauen mit ähnlichen Erfahrungen.

Zwar gab es Diversity-Initiativen – doch meist für Frauen in Führungspositionen. Viele Veranstaltungen waren theoretisch, unkonkret oder wirkten rückwärtsgewandt. Dieses «wir gegen die Männer»-Narrativ entsprach nicht unserem Ansatz.


Mary: Deshalb haben wir womenmatter/s gegründet – ein modernes,

praxisorientiertes Angebot für Frauen, die weiterkommen wollen.

Ohne Umwege. Ohne alte Muster.




Frau Schwald, Sie haben sich nach zehn Jahren in der Unternehmenswelt selbstständig gemacht.

Was hat Sie dazu bewogen?


Mary: Der Wunsch war immer da: Entscheidungen selbst zu treffen, Ideen schnell umzusetzen, Verantwortung zu tragen. Erst durch meine Arbeit mit womenmatter/s und INNOVATION BASEL wurde mir klar, welche Themen mich wirklich bewegen. Heute begleite ich andere auf ihrem Weg, entwickle sie weiter – und schaffe bewusst ein Umfeld, in dem der Mensch im Zentrum steht.




Sind Sie heute noch mit ähnlichen Hürden konfrontiert wie früher im Angestelltenverhältnis?


Mary: Teils, ja. In der Weinbranche, in der ich mit meinem Mann die Donati Vini AG führe,

spüre ich, dass ich mich häufiger erklären muss – obwohl wir beide das Unternehmen mit gleichem Anteil führen. Kommentare wie «Können Sie das wirklich?» bekomme ausschliesslich ich –

sei es in Bezug auf Zahlen oder Weinwissen.

Die Branche ist nach wie vor stark männlich geprägt.

Zudem bekomme ich die Fragen zur Kinderbetreuung – wie ich drei Unternehmen führen und gleichzeitig Mutter sein kann. Das sind neue Herausforderungen, auf die ich mit

eigenen Strategien reagiere.

Dafür kann ich als Unternehmerin heute vieles selbst bestimmen.

Ich setze die Regeln – für mich und mein Team. Und mein beruflicher Rucksack hilft mir, mit Gelassenheit und Klarheit zu agieren.




Frau Fehr, Sie arbeiten in der Bankenbranche – nicht unbedingt für ein frauenfreundliches Umfeld bekannt. Wie kam es dazu?


Stef: Ich habe diesen Weg nicht aktiv gewählt – nach dem Studium stand ich vor der

Entscheidung: Familienunternehmen oder ein neuer Weg. Ich habe mich für Letzteres entschieden.

In Zürich fand ich eine Praktikumsstelle bei einer Bank – und bin bis heute geblieben.

Natürlich ist es als Frau in einer Führungsposition auch in der Bankenwelt nicht immer einfach. Aber ich bin überzeugt: Man kann den Weg aktiv gestalten.

Ich hatte die Möglichkeit, mich vertikal wie horizontal weiterzuentwickeln – und habe dabei viel gelernt und ein starkes Netzwerk aufgebaut.




Was raten Sie Frauen, die am Anfang ihrer Laufbahn stehen?


Stef: Studieren Sie etwas, das Ihnen liegt und Freude bereitet. Und bleiben Sie offen: Es ist nicht nötig, von Beginn an alles genau zu wissen. Wichtig ist, dass Sie eine klare Richtung haben – Ihren persönlichen «Nordstern». Auf unserer Plattform finden Sie übrigens ein kostenloses Purpose-Modul, das bei der Orientierung hilft.


Mary: Schauen Sie sich Lebensläufe von Personen an, die Sie inspirieren – und überlegen Sie, welche Erfahrungen Sie ebenfalls machen möchten. Füllen Sie bewusst Ihren Karriere-Rucksack. Und sagen Sie Ja zu Gelegenheiten – auch wenn sie spontan kommen. Ihr Weg muss nicht linear sein. Oft sind es die Umwege, die Sie am meisten weiterbringen.



Haben Sie konkrete Empfehlungen für eine erfolgreiche Beförderung?

Mary: Aus über zehn Jahren Erfahrung in der Unternehmenswelt wissen wir: Frauen, die

am Anfang ihrer Karriere stehen, sollten sich auf sieben zentrale Bereiche fokussieren, um die sogenannte «Broken Rung» zu überwinden – also die erste Sprosse der Karriereleiter,

an der viele scheitern.

Wir nennen das unseren Karriere-Blueprint:


  1. Selbstverständnis: Überlegen Sie sich, wer Sie sind und wofür Sie stehen. Nur wer sich selbst gut kennt, kann die eigene Wirkung bewusst einsetzen – das stärkt auch das Selbstvertrauen.


  2. Passgenaue Bewerbung: Wenn Sie Ihre Stärken und Ziele klar kennen, können Sie sich gezielt auf Positionen bewerben, in denen Sie Ihr Potenzial entfalten.


  3. Persönliches Branding: Ihre Eigenmarke ist ein wertvolles Kapital. Zeigen Sie, was Sie können – nach innen wie nach aussen.


  4. Souveränität im Alltag: Lernen Sie, sich auch in komplexen oder politischen Situationen zu behaupten – sei es in Meetings, bei Feedback oder wenn es um Sichtbarkeit geht.


  5. Beziehungen: Netzwerke sind entscheidend. Umgeben Sie sich mit Menschen, die Sie fördern, inspirieren und unterstützen. Bauen Sie sich Ihren persönlichen «Board Room» auf.


  6. Kommunikation: Überlassen Sie Kommunikation nicht dem Zufall. Wer klar, bewusst und konsequent kommuniziert, schafft Vertrauen und Präsenz.


  7. Resilienz: Je weiter Sie kommen, desto grösser wird die Verantwortung.

    Kritik, Druck oder Gegenwind gehören dazu. Entscheidend ist, wie Sie damit umgehen – mit innerer Stärke und Klarheit.




Was würden Sie jeder Frau empfehlen?


Mary: Ich nehme mir regelmässig Zeit für Selbstreflexion. Zwei- bis viermal pro Jahr notiere ich mir Gedanken zu meinen Zielen, zu offenen Fragen oder Herausforderungen – ganz bewusst mit Stift und Papier. Das hilft mir, Klarheit zu gewinnen und meine Fortschritte zu sehen. Vieles hätte ich sonst vergessen oder als selbstverständlich abgetan. So erkenne ich, was ich bereits erreicht habe, was mich motiviert – und woran ich weiterarbeiten möchte.


Stef: Für mich war der bewusste Aufbau eines Netzwerks entscheidend – insbesondere mit anderen Frauen. Studien zeigen, dass Frauen mit starken, weiblichen Netzwerken deutlich häufiger in verantwortungsvolle Führungspositionen gelangen. Wenn Sie also darüber nachdenken, Ihr Netzwerk zu erweitern: Vielleicht ist unser womenmatter/s Circle genau der richtige Ort für Sie.




Was ist der womenmatter/s Circle?


Mary: Der womenmatter/s Circle ist eine digitale Membership – ein geschützter Raum,

in dem Frauen sich vernetzen, voneinander lernen und gemeinsam wachsen können.

Persönlich. Professionell. Auf Augenhöhe.


Stef: Wir teilen unsere Erfahrungen – und lernen auch voneinander. Jeden Monat widmen wir uns einem Schwerpunktthema aus der Berufswelt. Dazu treffen wir uns dreimal monatlich via Zoom.

Die Inhalte reichen von persönlichen Erfolgsgeschichten bis hin zu Gesprächen mit Persönlichkeiten wie Bernhard Heusler (Berater und ehemaliger Präsident des FC Basel), Heidi Zaugg (COO bardusch AG) oder Manuel Kunzelmann (CEO Migros Bank).




Welcher Ratschlag hat Sie persönlich besonders geprägt?


Stef: Eine Mentorin sagte einmal zu mir: "Not everyone is always going to like you. And that’s ok." – Nicht alle müssen Sie mögen, und das ist in Ordnung. Diese Haltung hat mir geholfen, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren und mich weniger von Aussenmeinungen beeinflussen zu lassen.


Mary: Ein Geschäftsleitungsmitglied eines internationalen Unternehmens sagte vor einer wichtigen Präsentation zu mir: "Seien Sie bedeutsam." Dieser Satz hat sich mir eingeprägt.

Er erinnert mich immer wieder daran, dass ich Einfluss nehmen kann – und Verantwortung trage,

diesen Einfluss sinnvoll zu nutzen.




Wie kann man mit Ihnen in Kontakt treten?


Am besten erreichen Sie uns per E-Mail an: hello@womenmatters.ch

Zudem finden Sie uns auf LinkedIn unter womenmatter/s oder auf Instagram unter @womenmatters_network

Unsere persönlichen LinkedIn-Profile: Marilen Alison Schwald und Stefanie Céline Fehr

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