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AutorenbildBASLERIN

«SONGS, DIE SICH WIE EIGENE WELTEN ÖFFNEN»

Jenny Hval ist die inzwischen wohl bekannteste, unverwechselbarste Electro-Pop-Sirene aus Oslo. Ihr Projekt «Rockettothesky» machte sie hierzulande bekannt, später punktete sie mit Avantgarde-Kompositionen.

Foto: Myhre Berger


Text: Tara Hill, freie Journalistin


Die in Australien aufgewachsene Skandinavierin las im Rahmen der BuchBasel aus ihrem Werk «Perlenbrauerei» und war auch in der Kaserne zu Gast. Der BaslerIN gewährte die Ausnahmekünstlerin ein Interview zu ihren vielen Standbeinen.

Jenny Hval, Ihre Arbeit bewegt sich an den Grenzen von Pop und Avantgarde. Wo fühlen Sie sich zu Hause?

Irgendwo dazwischen, obwohl ich nicht in die Avantgarde gehöre. Ich habe Lust zu kreieren.

Avantgarde-Kunst ist entweder eine unsichtbarere Praxis, die im Widerspruch zu allem steht, was wir für Kunst halten, oder aber es ist eine eher institutionelle Praxis, nicht so sehr in Kontakt mit der Musikindustrie. Wenn Sie mich fragen, was ich bei der Grenzkontrolle bei der Einreise in ein neues Land mache, sage ich, ich mache unbeliebte Popmusik: Das passt, finde ich. Es ist Popmusik, die subversiv wirkt, aber Sie auch von den Füssen heben möchte, wie es gute Popmusik tut.


Ihre Arbeit hat etwas sehr Eigenartiges. Sind Sie einverstanden? Wer oder was inspiriert Sie?

Wenn Sie eigenwillig, exzentrisch oder sehr persönlich meinen, dann ja. Sind wir nicht alle eigenwillig? Mich inspiriert alles und nichts: Performance-Kunst, Konzerte, Busfahrten, Youtube-Videos, Politik, der Sound der Londoner U-Bahn, mein Hund, mein Leben, meine Freunde.


«Classic Objects» ist das klassischste Album, das Sie seit langem gemacht haben. Können Sie sich dazu äussern? Wie würden Sie es beschreiben?

Ich wollte fertige Songs schreiben, Songs, die sich wie eigene Welten öffnen und schliessen. Ich wollte Refrains und Strophen, Pop-Strukturen. Ich wollte Geschichten schreiben. Ich wollte eine Tonne an Schlagzeug verwenden. All dies, damit ich im Inneren der Strukturen mit dem Einfügen surrealer Elemente, völlig unrealistischer Szenen, Traumlogik und kollektivem Bewusstsein experimentieren konnte. Ich wollte das Innere des Klassikers erkunden.


Wenn Sie auf Ihren mittlerweile beeindruckenden Lebenslauf als Künstlerin zurückblicken, gibt es da ein Lieblingsprojekt oder eine Lieblingserinnerung?

Immer meine neueste Arbeit oder meine unveröffentlichte Arbeit. Sie gehören immer noch mir. Alles andere habe ich anderen gegeben, das heisst, die älteren Dinge gehören den Zuhörern, Lesern.


Fühlen Sie sich wie ein typischer skandinavischer Musikexport? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?

Absolut nicht, aber das könnte daran liegen, dass ich von Natur aus eine Querdenkerin bin, oder eigenwillig – wie Sie wollen.


Sie schreiben auch Bücher. Wie kam es dazu?

Ich glaube, ich wollte immer Schriftstellerin werden. Musik floss einfach hinein. Es war unvermeidlich. Ich schreibe Fiktion. Es ist kompliziert.


Was sind Ihre nächsten Projekte, irgendwelche Pläne?

Ich würde es nie verraten! Dann gehören sie mir nicht mehr, und ich könnte sie nicht mehr völlig entwickeln.


In Basel traten Sie im Rahmen der Buchmesse BuchBasel auf. Wie sah Ihre Basler Show aus?

Die Show beinhaltete 3D-Visuals, Songs vom Album, alte Songs, neue Songs, Percussion, fehlende Setlists, verschwitzte Hemden, Stehen und Sitzen sowie Bilder und Geräusche eines chaotischen Künstlerateliers.

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