Managerinnen des Basler Grand Hotels im Gespräch
Tanja Wegmann, Nicole Popp, Stephanie Sommer, Stephanie Staubli und Carmen Emig bekleiden unterschiedliche Funktionen im Management des «Les Trois Rois», einem der ältesten Stadthotels in Europa und dem derzeit einzigen 5-Sterne-Hotel am Rheinknie. Für BaslerIN geben sie einen kleinen Einblick in ihren Arbeitsalltag im Grand Hotel.
Von Ulrike Zophoniasson
Tanja Wegmann eröffnete 2006 als General Manager das aufwändig renovierte Grand Hotel. Nach einem neunjährigen Ausflug in eine andere Branche aus dem Luxussegment, kehrte sie im März 2018 in gleicher Funktion wieder nach Basel zurück. Heute ist sie Ge- neral Manager der «Grand Hotel Les Trois Rois SA», der neben dem Hotelbetrieb von gut 100 Zimmern und Suiten zwei Restaurants angegliedert sind – das «Cheval Blanc», das einer der raren Gourmettempel mit drei Michelinsternen der Schweiz ist, und die «Brasserie Les Trois Rois» – sowie die Blumenboutique «Fleurs des Rois».
Nicole Popp ist seit Sommer 2017 Rooms Division Manager, Stephanie Sommer seit Juli 2021 Human Resources Manager, Stephanie Staubli seit vergangenem Herbst Administration & Quality Manager und Carmen Emig Banquet & Event Manager.
Tanja Wegmann, es gibt nach wie vor wenige Frauen in ähnlichen Funktionen in der Ho- tellerie. Sie sind zum Beispiel eine von nur vier Frauen, die ein Swiss Deluxe Hotel leiten. Warum sind Frauen in Führungspositionen in der Hotellerie immer noch so eine Seltenheit, wie erklären Sie sich das? Und wie können Sie dies in Ihrem Umfeld beeinflussen?
Führungspersonen in der Hotellerie werden oft sehr gefordert. Es braucht gute Ausdauer und Stressresistenz, lange Präsenzzeiten und einen flexiblen Arbeitsalltag. Abend- und Wochenendeinsätze sind nicht ungewöhnlich. Viele Frauen sehen in einer gewissen Pha- se ihres Lebens nach wie vor ihren Schwerpunkt in der Familie und verzichten dadurch auf eine solche fordernde berufliche Karriere. Inzwischen gibt es aber immer mehr neue Arbeitsmodelle mit grösserem Gestaltungsfreiraum, auch in Führungspositionen. In unserem Haus stehen wir der Frauenförderung sehr offen gegenüber und ich persönlich unterstütze berufliche Ambitionen von Frauen gern und coache mit Vergnügen junge Frauen bei ihren ersten Führungspositionen.
Was sind die Führungsqualitäten, die eine Frau im Les Trois Rois mitbringen sollte? Die wichtigste Qualität ist Authentizität, also der Mut und das Selbstbewusstsein zu sich selbst zu stehen. Eine Frau darf auch Frau sein, darf auch mal Emotionen oder Schwäche zeigen. Als Führungsperson muss man primär Menschen sowie sich selber mögen. Generell unterscheiden wir bei der Rekrutierung nicht nach Geschlecht, sondern nach Fähigkeiten, Charakter und Erfahrungsbereich. Eine weibliche Führungskraft im Les Trois Rois sollte eine leidenschaftliche Gastgeberin sein und mit Sozialkompetenz und Empa- thie als Vorbild und Leaderin ihr Team führen. Eine gute Kommunikatorin und Zuhörerin kann jederzeit auch in Krisenzeiten ihr Team motivieren, ohne den Gastfokus zu verlieren. Ich bin stolz auf meine Kolleginnen, denn sie haben alle ihren eigenen starken Charakter.
Ihr lebhafter Betrieb mit ca. 150 Mitarbeitenden aus rund 40 Nationen wurde in den letz- ten zwei Jahren, wie alle Hotels von der Corona-Krise arg gebeutelt. Die letzte Zwangspause scheint das Hotel als Chance genützt zu haben, über die Bücher zu gehen. Wie haben Sie sich konkret auf die «Zeit danach» vorbereitet? Wir haben in den letzten zwei Jahren intensiv gearbeitet. Wir mussten im operativen Bereich stets flexibel bleiben. So haben wir ein detailliertes Schutzkonzept erarbeitet, das wir laufend angepasst haben. Während der Schliessung wurden diverse Unterhaltsarbeiten im Hotel und an der Fassade sowie ein Refresh in der Brasserie vorgenommen. Wir haben ebenfalls neue Angebote entwickelt und uns auf lokale Partnerschaften fokussiert. An ein sehr positives Erlebnis erinnern wir uns im Les Trois Rois alle sehr gerne: das Soft-Opening im April 2021. Kurz vor der Wiedereröffnung durften alle Mitarbeitenden das Hotel als Gast erleben. Von einem Afternoon Tea, über einen Drink an der Bar und einem Dinner in der Brasserie bis hin zu einer spannenden Hausführung mit Geschichten zum Motto «Rich in History, Young at Heart» haben wir die Mitarbeitenden auf das spezielle 5-Sterne-Erlebnis geschult und sensibilisiert. Abgerundet wurde das Programm mit einem Lunch- Gruss von Peter Knogl im Cheval Blanc. Ein einmaliges Erlebnis für alle, die hier arbeiten, das nur auf Grund der Betriebsschliessung überhaupt möglich war.
Nicole Popp, Sie wurden im vergangenen Jahr vom Wirtschaftsmagazin Bilanz zur «Rooms Division Manager of the Year» ausgezeichnet. Was hat Sie nach Basel in das Grand Hotel gelockt? Als ich vor sieben Jahren selber einmal als Gast hier übernachtet habe, habe ich schon direkt, nachdem ich auf das Zimmer gekommen bin, zu meiner Begleitung gesagt: «Wenn hier eine Stelle frei werden sollte, würde ich mich sofort bewerben». Ein halbes Jahr später war es so weit – ich war auf der Suche nach einem Ortswechsel und das Les Trois Rois hatte zu der Zeit die Position als Front Office Manager ausgeschrieben. Direkt nach dem Vorstellungsgespräch bekam ich die Zusage und durfte ein paar Wochen später anfangen. Nach nur einem Jahr wurde ich zur Rooms Division Managerin befördert, die höchste Position in meinem Bereich. Der Slogan des Hauses «Rich in History, Young at Heart» hat mich seit meinem ersten Eindruck als Gast nicht mehr losgelassen. Ich darf diesen gast- freundlichen Spirit täglich leben und dabei ganz ich selber sein. Und mein Wunsch istes, dass sowohl unsere Gäste als auch meine Mitarbeiterinnen und Kollegen täglich aufs Neue genauso dieses nachhaltige Erlebnis erfahren, wie ich es damals erleben durfte.
Stephanie Sommer, Sie sind im Les Trois Rois Personalleiterin, arbeiten in einer Kaderposition Teilzeit und das aus guten Gründen, denn Sie sind Mutter eines sechsjährigen Sohnes. Was schätzen Sie als Arbeitnehmerin am Les Trois Rois? Es war mir sehr wichtig, bereits beim ersten Vorstellungsgespräch ganz ehrlich meine Möglichkeiten und Erwartungen auf den Tisch zu legen, was offensichtlich auch meine zukünftigen Arbeitgeber schätzten. Das Les Trois Rois ist ein Haus mit grosser Geschichte und Tradition. Und zugleich ein moderner Arbeitgeber, der es mir ermöglicht, meinen Arbeitsalltag zeitlich so zu strukturieren, dass Beruf und Familie unter einen Hut passen. Das geht gerade in Kaderfunktionen nicht ohne einen gewissen Mehraufwand bei der Planung und nur mit einer guten Kommunikation innerhalb des Teams: Gute Absprachen betreffend Stellvertretung sowie Handlungsfähigkeit in dringenden Fällen sind da unerlässlich.
Stephanie Staubli, Sie waren bereits von 2006 bis 2015 im Grand Hotel Les Trois Rois als «Revenue & Reservation Manager» angestellt und seit 2021 zurück im Grand Hotel als «Administration & Quality Manager». Was hat Sie dazu bewogen zurückzukehren? Bei der Hoteleröffnung im März 2006 hatte die Besitzerfamilie allen Mitarbeitenden per- sönlich einen Schlüssel mit deren eingravierten Initialen überreicht. Diese Geste hat sich mir tief eingeprägt – bis heute. Als sich dann im August 2021 für mich die Chance ergab, ins Les Trois Rois zurückzukehren und die Arbeit im Team unter Leitung von Tanja Wegmann fortzusetzen, habe ich nicht lange gezögert!
Carmen Emig ist seit vergangenem Sommer «Banquet & Event Manager» im Les Trois Rois und war vorher bereits in anderen Häusern in Bankett- und Eventabteilungen tätig. Was fasziniert Sie an dieser Branche? Was reizt Sie speziell an der Arbeit im Les Trois Rois? Events finden oft an den Wochenenden statt – wie finden Sie den Ausgleich im Privatleben? Es ist immer etwas los! Jeder Event ist anders, da kann sich kaum Routine einschleichen. Und das ist das, was mich schon seit über fünf Jahren an diesem Beruf fasziniert. Die Anfragen im Les Trois Rois sind oft sehr anspruchsvoll. Ob Menuwünsche, Dekoration, Entertainment: Jedes Mal bin ich aufs Neue gefordert, kreative Lösungen zu entwickeln - und dies macht meinen Arbeitsalltag sehr spannend. Ebenfalls geniesse ich die Zusammenarbeit mit vielen verschiedenen Menschen und Kulturen. Denn die Eventbranche braucht sehr viel Manpower - sei es in der Küche, dem Service, Technik oder Floristik, bzw. Eventdekoration. Mir macht es nichts aus, an Wochenenden zu arbeiten und dafür immer wieder auch unter der Woche frei zu haben, um meine privaten Angelegenheiten zu erledigen. In meiner Branche muss man Leidenschaft mitbringen: Das ist das A und O für eine gute Work-Life-Balance.
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