Sabine Keller-Busse ist die neue Frau an der Spitze der UBS Schweiz.
Wie sieht es in der Region Basel mit Frauen in Führungsetagen aus? Wir haben
mit drei Kader-Mitarbeiterinnen der UBS Basel gesprochen.
(v. l. n. r.) Heidi Borer, Florence Mangold, Nathalie Erdin
Foto: fotostudio71, Antonio Mollo
Die Gleichstellung von Mann und Frau wird auf politischer Ebene heiss diskutiert. Laut Bundesamt für Statistik ist der Frauenanteil unter den Arbeitnehmenden in Führungsposition seit 1996 leicht gestiegen und macht nun etwas mehr als einen Drittel aus. Wie sehen Frauen in Schweizer Führungsetagen ihre Vorreiterrolle? Wir haben nachgefragt: Nathalie Erdin, Leiterin Geschäftsstelle RocheCampus, Heidi Borer, Leiterin Geschäftsstelle Laufen, und Florence Mangold, Leiterin Geschäftsstelle Sissach, haben uns Rede und Antwort gestanden.
Was empfinden Sie als besondere Herausforderung in einer Führungsposition?
Nathalie Erdin: Mich immer wieder auf das Gegenüber einstellen zu können. Nach so vielen
Jahren im gleichen Job hat man die Tendenz, die eigene Arbeitsweise als Leitfaden für die Jungen anzuwenden. Dabei stelle ich immer wieder fest, dass es auch andere zielführende Wege gibt. Eine weitere Herausforderung ist das Zeitmanagement für die vielen verschiedenen Aufgaben wie Mitarbeiterführung, Kundenbetreuung, strategische Tätigkeiten, Sitzungen etc. Wichtig ist, sich sehr gut zu organisieren und Prioritäten zu setzen. Man muss auch mal den Mut haben, zu etwas Nein zu sagen.
Heidi Borer: Besonders herausfordernd empfinde ich das Gerechtwerden der verschiedenstenInteressen. So möchte ich meine Angestellten unterstützen und neue Mitarbeitende möglichst schnell in deren Aufgabenbereich befähigen. Gleichzeitig gilt es Zielvorgaben zu erreichen, die Leute zu motivieren und selber ebenfalls ein Kundenbuch
zu führen.
Florence Mangold: Ich bin täglich mit einer Vielzahl an Aufgaben und Beschlüssen konfrontiert und entscheide nicht nur für mich selbst, sondern auch für andere. Dabei muss mir der Spagat zwischen meiner persönlichen Meinung, den Vorgaben meiner Vorgesetzten sowie dem «Besten» für die Geschäftsstelle gelingen. Unabhängig vom Ausgang möchte ich mir dabei immer selbst treu bleiben, was hie und da herausfordernd sein kann.
Gab es je Hindernisse bezüglich Aufstiegsmöglichkeiten und Gleichstellung in dem von Männern dominierten Bankensektor?
Florence Mangold: Ich hatte in bald 13 Jahren bei der UBS nie das Gefühl, dass es für mich in diesem Zusammenhang Hindernisse gab – eher im Gegenteil, da die UBS in puncto Frauenförderung viel unternimmt. Ich denke, durch die Verantwortung, die man in einer Führungsposition trägt, fungiert man auch als Vorbild für andere. Ich würde mir aber wünschen, dass dies jeweils nicht nur auf das Geschlecht reduziert wird, sondern auf die wahren Stärken einer Person.
Nathalie Erdin: Die UBS hat mich immer sehr gefördert. Wenn die Leistung stimmt, macht die Bank keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Auch bei den Löhnen herrscht Gleichheit. Vor einem Jahr wurde die UBS wegen ihrer Lohngleichheit von der Stiftung
Equal Salary zertifiziert.
Heidi Borer: Bei der UBS trägt die Tatsache, eine Frau in einer Führungsfunktion zu sein, glücklicherweise keinen Exotenstempel mehr. Ich fühle mich diesbezüglich nicht als Vorreiterin. Mir ist es stets wichtig, dass jede Person unabhängig ihres Geschlechts, ihrer Orientierungen und ihres Glaubens, an ihrer Leistung gemessen fair gefördert und gefordert wird. So sollen Frauen auch nicht ungerechtfertigt bevorzugt werden. Persönlich habe ich bisher bei der UBS keine Hindernisse bezüglich Gleichstellung erlebt. Dennoch bin ich der Überzeugung, dass in der Schweiz die Gleichstellung im Beruf noch nicht gewährleistet ist. Gründe dafür sehe ich persönlich in den durch die Gesellschaft gestellten Erwartungen an eine Frau und Mutter. Frauen leisten statistisch gesehen nach wie vor mehr Erziehungsarbeit sowie unbezahlte Arbeit. Dies mag finanzielle Gründe haben, noch mehr spielen jedoch tief verankerte Denkweisen und die traditionelle Rollenverteilung eine Rolle. Die UBS ist ein sehr fortschrittlicher Arbeitgeber – die Möglichkeiten sind hier wohl grösser, als es unsere Gesellschaft zuzulassen scheint.
Was mögen Sie an ihrem Job besonders?
Nathalie Erdin: Die Abwechslung. Jede Ausgangslage in den Kundengesprächen ist individuell und stellt mich auch nach über 20 Jahren Tätigkeit als Kundenberaterin immer wieder vor neue Herausforderungen. Die Mischung aus Kundenberatung und Führung, in welcher ich meine langjährige Erfahrung an junge Talente weitergeben darf, ist eine weitere spannende Seite in meinem Job.
Heidi Borer : Der Austausch über finanzielle Anliegen oder Themen der Zusammenarbeit mit externen und internen Partnern gefällt mir wegen der Vielseitigkeit und der Nähe zum Menschen besonders gut.
Florence Mangold : Wenn wir alle an einem Strick ziehen, dieselben Qualit.tsansprüche haben und gemeinsam erfolgreich sein wollen. Einer meiner Lieblingsmomente ist es, wenn wir abends im Team stolz auf den Tag oder die Woche zurückblicken können. Dies schafft neue Motivation für die bevorstehende Zeit.
Was war ein wichtiger Meilenstein in Ihrer bisherigen Karriere?
Heidi Borer : DEN Meilenstein gab es bei mir nicht. Ich denke, es sind viele kleine Kieselsteine oder auch mal grössere Steinchen, die einen Weg ebnen, säumen und prägen. Steter Tropfen höhlt den Stein.
Florence Mangold : Mein wichtigster Meilenstein war das Angebot der Leitung der Geschäftsstelle in Sissach. Ich wusste bereits vom ersten Moment an, dass ich hier zusagen möchte. Diesen Schritt habe ich trotz allen Herausforderungen noch keine Sekunde lang angezweifelt.
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