Es ist noch nicht so klar, was in diesem Sommer möglich ist. Aber das Tor zur Natur steht in jedem Fall offen, ebenso kristallklare Luft und Traumausblicke.
Von Karin Breyer
Zu den vielbesungenen Giessbachfällen
Das reizende Chaletdorf Iseltwald ist Ausgangspunkt dieser Uferweg-Idylle. Mal ganz nah, mal etwas weiter entfernt flanieren Sie entlang des Brienzersees. Wie ein Juwel funkelt er, von türkisblau bis smaragdgrün, der grosse Bergsee mit reinem Gletscherwasser. Der Gang durchs lockere Uferwäldchen mit seinen knorrigen Stämmen ist ungeheuer erfrischend, es geht über Stock und Stein und Wurzeln, in leichtem Auf und Ab, mit bezaubernden Licht- und Schattenspielen. Bald vagabundieren Sie durch eine besonders starke Landschaft: zu den einst weltberühmten Giessbachfällen. In schönsten Kaskaden hüpfen und fliessen und stürzen sie silbern schäumend in 14 Stufen über 500 Meter in den Brienzersee. Ein wildromantischer Fussweg führt mitten durch den Kraftort. Majestätisch thront das his-torische Grandhotel Giessbach aus dem Jahre 1873 hoch über dem glitzernden See. Welch romantischer Ort zum Ausruhen und Auftanken jenseits des Alltags! Zurück nach Iseltwald geht’s auf gleichem Wege. Evtl. krönender Abschluss: die 45-minütige Schifffahrt von Iseltwald nach Interlaken.
Route: Iseltwald (566 m ü. M.) – Giessbachfälle (680 m ü. M.) – Grandhotel Giessbach – Iseltwald, Wanderzeit: 3 Std., Strecke: 11 km, Wanderung: leicht, An-/Rückreise: mit dem Postauto nach/ab Iseltwald
Die Giessbachfälle
Emmental. Wanderland. Wunderland
Wer durchs malerische Emmental wandert, kommt um den Dichter Jeremias Gotthelf (1797–1854) nicht herum. Für ihn ist es eines der schönsten Täler und «lieblichsten im Schosse der Schweiz, mit seinen glit- zernden Häusern, den appetitlichsten Bauernhäusern der Schweiz. Vielleicht der ganzen Welt.» Das vor Kraft strotzende und sanft hüglige Emmental besticht mit Weitblicken, in den Weiden grasen Emmentaler Kühe, ein prachtvolles Emmentaler Haus samt üppigem Garten reiht sich in den Dörfern ans andere. Von Grünenmatt ist es nicht weit nach Trachselwald, bereits aus der Ferne zeigt sich majestätisch das sehenswerte Schloss, das eindrücklich die Geschichte der Täufer und Emmentaler Bauernkriege bezeugt. Auf reizenden Naturwegen durchstreifen Sie stille Wälder, Wiesen und Ackerland, bis Sie Lützelflüh erreichen. Dort eröffnete 2012 das Gotthelf-Zentrum, der perfekte Ort, dem legendären Dichterpfarrer und Vielschreiber nachzuspüren.
Route: Grünenmatt (623 m ü. M.) – Trachselwald (685 m ü. M.) – Schloss Trachselwald (758 m ü. M.) – Haretegg (835 m ü. M.) – Sumiswald (700 m ü. M.) – Schufelbüel- neuhus (789 m ü. M.) – Egg/Schulhaus (821 m ü. M.) – Lützelflüh (582 m ü. M.), Wanderzeit: 4 Std., Strecke: 14 km, Wanderung: leicht. Anreise: mit dem Zug nach Grünenmatt, Rückreise: mit dem Zug ab Lützelflüh
Schloss Trachselwald
Auf den Spuren des Mystikers Bruder Klaus
Der Bruderklausenweg von Stans nach Flüeli Ranft führt mitten durch die malerische Luzerner Landschaft: Satte grüne Matten und Wiesenhänge, Wälder, in sanftem Auf und Ab geht’s durch ein buntes Landschaftsmosaik. Immer wieder fällt der Blick auf glitzernde Seen, zum Greifen nah die Berge, allen voran Pilatus, Stanserhorn, Rigi, Sachsler Berge. Just auf diesem Weg ritt 1481 in einer Dezembernacht der Pfarrer Heimo Amgrund in den Ranft und übermittelte der Tagsatzung in Stans den Rat von Bruder Klaus, der Frieden brachte ... Der sonnenexponierte Weg führt an Kapellen vorbei. Im traumhaft gelegenen Kloster Bethanien, auch mit Restaurant, können Sie eine Rast einlegen, bevor der Abstieg beginnt zum Ranft tief unten in der Melchaaschlucht. 20 Jahre verbrachte Bruder Klaus in der Einsiedlerzelle, die zu bestaunen ist. Nur 10 Minuten, und Sie sind in Flüeli, wo das Geburts- und Wohnhaus des Mystikers zu besichtigen ist.
Route: Stans (451 m ü. M.) – Halten (528 m ü. M.) – Maichäppeli (630 m ü. M.) – St. Antoni (706 m ü. M.) – Kloster Bethanien (800 m ü. M.) – St. Niklausen (772 m ü. M.) – Ranft (645 m ü. M.) – Flüeli (728 m ü. M.), Wanderzeit: 4 Std. 50 Min., Strecke: 16 km, Wanderung: leicht
Anreise: mit dem Zug nach Stans, Rückreise: mit dem Postauto ab Flüeli-Ranft (Dorf)
Kloster Bethanien
Im Herzen der Freiberge
Auf dieser Wanderung begegnen Sie dem unverwechselbaren Charme der Freiberge. Sanft und wild zugleich und etwas rau ist die jurassische Landschaft, von spezieller Schönheit getragen. Ausgangspunkt ist das geschichtsträchtige kleine Dorf Bellelay mit der ehemaligen Prämonstratenserabtei, wo vor über 800 Jahren erstmals die weithin bekannten Mönchsköpfe, die „Tête de Moine“, hergestellt wurden; heute lüftet das Maison de la Tête de Moine alle Geheimnisse über diesen vollmundigen, würzigen Käse... Hinterm Lebensmittelladen steigen Sie auf, durch lichte Wäldchen, stilles parkähnliches Gelände und die juratypischen Wytweiden mit den majestätisch ausladenden Tannen. Auf aussichtsreichem Höhenzug nähern Sie sich Les Genevez und Le Prédame, eine Besonderheit: die alte Kastanien-Allee bei Les Joux. Die Freiheit und Stille der Freiberge lässt sich auf dem gewellten Weg nach La Theurre förmlich einatmen. Höhepunkt ist der Moorsee Etang de la Gruère, der verträumt in einer Mulde liegt und in 45 Minuten umrundet werden kann.
Route: Bellelay (931 m ü. M.) – Les Genevez (1061 m ü. M.) – Le Prédame (1050 m ü. M.) – Les Joux – La Theurre (1000 m ü. M.) – Etang de la Gruère (998 m ü. M.), Wanderzeit: 3,5 Std., Strecke: 12 km, Wanderung: leicht, Anreise: mit dem Postauto nach Bellelay, Rückreise: mit dem Postauto ab La Theurre
Etang de la Gruère
Auf alten Pilgerwegen nach Fischingen
In Steg, seit Jahrhunderten ein bekannter Pilgerort, beginnt die Wanderung ins Klosterdorf Fischingen – ein landschaftlich besonders reizvoller Abschnitt auf dem Jakobsweg. Der anderthalb stündige kurvige Aufstieg zum Hörnli beglückt mit fabelhafter Sicht aufs Tösstal und Glarner Alpen, lichten Buchenwäldern, sonnigen Höhenzügen. Auf dem Hörnli lässt es sich bestens verweilen im urchigen Berggasthaus, der Blick fällt auf die Innerschweizer Alpen, das Schnebelhorn, den Schauenberg bis zum Säntis, ja, das ganze Zürcher Oberland. Auch der Abstieg macht ungemein glücklich: das hügelige Hochland, die weite Landschaft, die sich mit Wäldern abwechselt. Silberbüel, Chaltenbrunnen, Allenwinden sind Stationen. Schon bald erhebt sich die imposante, lachsrosa schimmernde Klosteranlage Fischingen. Gehen Sie rein – ein Juwel in der Kirche: das Grab der heiligen Idda von Toggenburg. Gerade Wanderer und Pilger finden dort Unterstützung, ist doch die Heilige unter andrem für das Wohl der Füsse zuständig. Schmerzende Füsse hält man in die Nische in ihrem Grab ...
Route: Steg (695 m ü. M.) – Tanzplatz (970 m ü. M.) – Hörnli (1133 m ü. M.) – Silberbüel (990 m ü. M.) – Chaltenbrunnen (922 m ü. M.) – Allenwinden (916 m ü. M.) – Au (691m ü. M.) – Fischingen (625 m ü. M.), Wanderzeit: 3 Std., Strecke: 10 km, Wanderung: leicht, Anreise: mit dem Zug nach Steg, Rückreise: ab Fischingen (Kloster) mit dem Postauto
Kloster Fischingen
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