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AZOREN – ATEMBERAUBENDES NATURPARADIES

Aktualisiert: 24. Feb. 2020

Schwarze Lavaküsten und Kegelvulkane, malerische Dörfer und geschichtsträchtige Städte, unberührte Landschaften und smaragdgrüne Kraterseen: Die neun Inseln der Azoren im atlantischen Meer sind ein buntes Kaleidoskop an Eindrücken.


Von Karin Breyer

Vom freundlichen «Azorenhoch» hört man regelmässig im Wetterbericht, als Reiseziel sind die neun vulkanischen Inseln jedoch noch ein echter Geheimtipp. Etwa 1500 Kilometer vom portugiesischen Festland entfernt, auf Höhe Siziliens, ragen sie fantasievoll aus dem atlantischen Meer. Als hätte ein Künstler tief in den Farbtopf gegriffen und in den schönsten Farben und Formen neun kleine Welten erschaffen mit grün-blauen Landschaften, weiss leuchtenden Dörfern und herzlichen Menschen. Inselhopping — von Naturperle zu Naturperle – ist wohl die schönste Art, den 2346 km2 grossen Archipel näher zu erkunden. Per Fähre oder mit Propellermaschinen von SATA Air Açores kann man in Leichtigkeit von einer Insel zur andern hüpfen. In einzigartiger Weise darf sich die Natur auf der von Vulkanen ausgespuckten Erde entfalten. Zerklüftete Krater und Kegel ragen auf, Geysire und heisse Quellen sprudeln, wilde Wasserfälle ergiessen sich in Kraterseen. Zedern- und Lorbeerwälder setzen grüne Akzente. Aber auch kulturell sind die Inseln höchst interessant, wie die Städte und Dörfer zeigen. Aktivurlaubern steht auf den Azoren ein riesiges Angebot zur Verfügung: Wandern, Schwimmen, Tauchen, Segeln, Surfen, Golfen und Reiten bis hin zu eindrucksvollen Wal- und Delfinbeobachtungstouren beflügeln Körper und Geist. Für eine Azorenreise sollten Sie schon acht Tage einplanen — mit der leisen Ahnung, dass es ohnehin nicht das letzte Mal sein wird ...


São Miguel, die «grüne Insel»


Ein perfekter Ausgangspunkt ist São Miguel mit 140 000 Einwohnern die grösste Azoreninsel, nur circa sechs Flugstunden (via Lissabon) von der Schweiz entfernt. Inmitten der imposanten Vulkanlandschaft Sete Cidades verströmen die zwei leuchtenden Kraterseen, der eine grün, der andere blau, Magie pur. Im grünen Tal von Funas dampfen Fumarolen. Restaurantbesitzer nutzen die Thermalwärme und garen in Erdlöchern den berühmten Cozido (Eintopf). Zu einem Bad in heissen, rotbraunen Quellen lockt das Gartenparadies Parque Terra Nostra. Europas einzige Teeplantage befindet sich im Norden der Insel. Unbedingt einplanen: die Kulturstadt Ponta Delgada, die als touristisches Zentrum der Azoren gilt.





Faial, die «blaue Insel»


Man fühlt sich augenblicklich wohl hier in dem blau und fliederfarbenen Hortensienparadies. Das charmante Horta mit dem quirligen Yachthafen ist erste Adresse für Atlantiküberquerer.

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die Caldeira im Zentrum der Insel. Der Krater, in den letzten 400.000 Jahren geformt durch zahlreiche Eruptionen, immer wieder unterbrochen von Perioden der Ruhe, verfügt über einen einem Durchmesser von etwa 2 Kilometern.

Sehenswert sind auch der imposante Vogelfelsen Morro de Castelo Branco sowie die Vulkanlandschaft an der Ponta dos Capelinhos, die einer spektakulären Mondlandschaft gleicht. Durch die Aschewüste zu wandern, ist atemberaubend.



Pico, die «Insel der Walbeobachter»


Sie ist nicht nur die Insel der Berge — es gibt über 100 Vulkankegel —, sondern auch die der 129 Höhlen. Der Pico-Vulkan, mit 2351 Metern höchster Berg Portugals, bietet ein rund sechsstündiges Wandervergnügen. Das Hochland ist kaum nutzbar und hier hat sich der ursprüngliche Lorbeerwald erhalten. Die Küste dagegen ist relativ flach, dafür schroff und geprägt von schwarzen Lavamassen mit bizarren Formen und scharfen Kanten. Rund um die Insel liegen reizende Ortschaften, die alle einen eigenen Hafen haben oder Meerzugang; Orte im Inselinnern sucht man vergeblich.

Im Norden und im Westen wird Wein angepflanzt. Neben dem schweren Rotwein wird auch der teure Verdelho produziert. Das ursprüngliche Weingebiet ist von der UNESCO als Weltkulturerbe ausgezeichnet worden. Im schwierigen Gelände ist kein Maschineneinsatz möglich und die Weinbauern sind gefordert; es ist alles Handarbeit. Der Wein wird oft noch vor Ort gekeltert. Es werden auch süffige Schnäpse aus Feigen, Pflaumen und Brombeeren gebrannt.

Pico ist auch ein guter Ort, um Delfine und Wale zu sehen. Wale spielen hier eine wichtige Rolle: Noch bis 1983 wurde der riesige Meeressäuger mit einfachsten Mitteln gejagt. Heute können die faszinierenden Tiere auf einem Bootsausflug beobachtet werden.



Terceira, die «Insel der Höhlen»


Wie schon ihr Name (terceira = dritte) sagt, war dies die dritte Insel des Archipels, die entdeckt wurde, obwohl sie zu Beginn Ilha de Jesus Cristo genannt wurde. Ihre Besiedlung begann im fünfzehnten Jahrhundert, seitdem hat sie sich, besonders wegen ihrer geografischen Lage, stetig entwickelt. Was aber Terceira so besonders macht, ist der grossartige Kontrast zwischen der natürlichen Schönheit dieser Vulkaninsel und der bewundernswerten Arbeit des Menschen im historischen Zentrum von Angra do Heroísmo. Diese Renaissance-Stadt und UNESCO-Weltkulturerbe gilt als die schönste Stadt der Azoren. Die Bucht von Angra gewann nicht nur als interne Handelsstation für die auf den übrigen Inseln produzierten regionalen Produkte grosse Bedeutung, noch wichtiger wurde sie als internationaler Zwischenstopp für Schiffe, die zwischen Europa, Amerika und Indien verkehrten. Von Alto da Memória oder dem Aussichtspunkt Monte Brasil aus betrachtet, ist das historische Zentrum von Angra do Heroísmo ein Zeugnis für die Könige und Adligen, die hier durchkamen und eine schöne Architektur hinterlassen haben, die sich über ein feines Gewebe aus Strassen, Gässchen, Kirchen, Palästen, Herrenhäusern, Baudenkmälern, Plätzen und Gartenanlagen erstreckt, das bis zum heutigen Tag erhalten geblieben ist.

Wer auf Terceira weilt, sollte unbedingt auch die aus erstarrtem Lava geformten Höhlen besuchen. Algar do Carvão, der knapp 100 Meter tiefe Vulkanschlot, bietet eine der schönsten Möglichkeiten, sicher ins Inselinnere abzutauchen. Entstanden ist der Schlot vor etwa 2000 Jahren bei einem Ausbruch des Vulkans Pico do Carvão. Ein Teil der Lava floss wieder in die Magmakammer zurück und erstarrte dabei relativ rasch. So entstand ein offener Lavakamin, der an den Wänden von Stalagmiten und Stalaktiten charakterisiert wird. Eisenoxide bereichern die Steinformationen zudem mit einem roten Farbenspiel.



Graciosa, die «weisse anmutige Insel»


Graciosa wurde von der UNESCO zum Biosphärenreservat ernannt. Sie ist die zweitkleinste und flachste Insel des Archipels. Trachit, ein Vulkangestein, das mit der Zeit eine weisse Farbe annimmt, wird häufig als Baumaterial verwendet. Die Siedlungen Pedras Brancas, Serra Branca, Barro Branco verdanken diesem Stein ihren Beinamen. Der Kraterkessel Caldeira da Graciosa ist Graciosas eindrucksvollste Landschaft. Die elliptische Caldeira entstand bei einem nachträglichen Einsturz des Kraters. Diese vulkanische Depression ist der Mittelpunkt eines alten Vulkans und gleichzeitig die kleinste zentral gelegene Vulkanformation der Azoren. Ob man zur Furna da Maria Encantada aufsteigt oder durch einen Tunnel den Krater betritt, in beiden Fällen erblickt man den weiten Kessel mit seiner üppigen Vegetation. Japanische Sicheltannen, Akazien, Tannenbäume und krausblättriger Klebsame wurden hier angepflanzt und bedecken die grünen Hänge des Kraters. Sie bilden einen wunderbaren Kontrast zur übrigen Pflanzenwelt der Insel. Die imponierende Vulkangrotte Furna do Enxofre (Schwefelgrotte) befindet sich im Inneren des Kraters. Sie ist eine Höhle mit einem gewaltigen Gewölbe von zirka vierzig Metern Höhe. In das Innere und zum Boden der Grotte gelangt man durch einen Turm, der Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurde, und über eine Wendeltreppe mit 183 Stufen. Die Höhle wird als die Kathedrale der azorischen Vulkane bezeichnet. In ihrem Inneren befinden sich ein See und eine Schlammfumarole. Der typische Schwefelgeruch rechtfertigt den Namen und erinnert an den vulkanischen Ursprung. Die Caldeirinha de Pêro Botelho ist der einzige Algar der Azoren mit einer Tiefe von  37 Metern. 1964 erkundete Os Montanheiros, eine Gesellschaft zur Erforschung vulkanischer Phänomene, diesen Vulkantrichter. Dieser Algar ist aber nur erfahrenen und gut ausgerüsteten Kletterern zu empfehlen. Der Pico Timão ist einer der grössten Schlackenkegel der Insel Graciosa, der mit der Ponta Lagoa – Arrochela beim letzten Vulkanausbruch vor zirka 2000 Jahren entstand. Die felsige und zerklüftete Küste der Insel birgt einzigartige Landschaften. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die hohen und schroffen Steilhänge der Serra Branca und der Ponta da Restinga, die zu den leicht erhöhten Küsten der Buchten von Vitória, Folga, Barra und Porto Afonso abfallen. Vom einzigen Sandstrand der Insel kann man die Felseninsel Ilhéu da Praia sehen. Dieser grün bewachsene Fels ist Nistplatz des einzigen endemischen Meeresvogels der Azoren des «painho-das-tempestades-de-monteiro». So wurde dieser Platz zum besonders geschützten Vogelschutzgebiet, zur «Zona de Protecção Especial», erklärt.

Ponta da Barca ist der höchste auf den Azoren liegende Leuchtturm. Von ihm hat man einen grandiosen Blick auf den Ozean und auf eine vom Meer geformte Felseninsel, die Ilhéu da Baleia. Sie sieht aus wie ein Wal und ist ein Wahrzeichen der Insel Graciosa. Und wenn die Sonne über dem steinernen Wal untergeht, wünscht man sich nirgendwo anders hin.



Santa Maria, die «Sonneninsel»


Santa Maria ist bis heute die kleine Schwester der Nachbarinsel São Miguel geblieben. Die Weinberge erinnern an eine steile Treppe, wie von Riesen erbaut. Schlanke weisse Schornsteine, erbaut von den ersten Siedlern, die aus dem Süden Portugals hierher kamen. Seiten eines Geschichtsbuches, das in Vila do Porto und in Vila dos Anjos geschrieben wurde und das schon Columbus bei der Rückkehr von seiner ersten Reise aus Amerika gelesen hatte. Schönheiten, die die sympathische, von der Sonne verwöhnte Insel Santa Maria zu bieten hat. Mit seinen tiefen Buchten, die die Küste prägen, hat Santa Maria die schönsten Strände der Azoren und die meisten Sonnenstunden. Durch die Strömungen, speziell in den Sommermonaten, sind die Buchten mit weissem Sand übersäht. Die Wellen sind eine Herausforderung für Surfer. Hochseeangeln, Segeln und Tauchen sind weitere Attraktionen für den sportlichen Gast. Diejenigen, die ruhige und erholsame Ferien bevorzugen, können sich an der idyllischen Landschaft, dem Kontrast zwischen grünen Berghängen und kahlen Hochebenen und dem geruhsamen Rhythmus des ländlichen Lebens erfreuen. Daneben kann man bei Spaziergängen die Buchen, Reste der ursprünglichen Vegetation und die Terrassen der grossen muschelförmigen Bucht von São Lorenzo bewundern. Vila do Porto, Santo Espirito, Anjos und São Pedro sind reizvolle Stationen für Ausflüge, bei denen man Kirchen, Klöster und Festungenaus der Vergangenheit besichtigen kann. In den Ferien auf Santa Maria kann man sich an frischem Fisch und wohlschmeckenden Muscheln und Meeresfrüchten erfreuen. Auch sollte man nicht versäumen, die traditionellen Desserts zu geniessen. Ein Stück des regionalen Kunsthandwerks als Erinnerung mag helfen, den Abschiedsschmerz beim Verlassen der Insel zu lindern.



São Jorge, die «Wander- und Surfinsel»


São Jorge gleicht entgegen allen anderen acht Azoreninseln einer langen Nadel. Eine unvorstellbare Vielfalt an Grüntönen bedeckt Täler und Berge, wohin man auch blickt. Der Blick auf die bergige Nachbarinsel Pico, die Ruhe weiträumiger Landschaften, nur unterbrochen vom Zwitschern der Vögel und vom Schrei des Milans: Das ist São Jorge, das gigantische Schiff aus Stein, das hier auf ewig im Meer verankert liegt. Die Insel ist kaum touristisch erschlossen. Ein Ferienort für den engen Kontakt mit der Natur. Ein Pfad windet sich zwischen Wiesen und Wäldchen bis hinauf in die Höhen der Serra do Topo. Ein anderer führt zum Fajã de Santo Cristo, ein Stück Land mit einem kleinen See, dicht am Meer. Spaziergänge und Wanderungen auf den zahlreichen Wegen von São Jorge, die noch heute von den Bauern, die dort ihre Äcker bestellen und ihre Kühe auf den grünen Wiesen weiden lassen, genutzt werden. In Manadas findet man die Kirche Ingeria Santa Barbara. Mit ihrer geschnitzten Zedernholzdecke zählt sie zu den schönsten Barockkirchen der Azoren. Wie weisse Farbtupfer verteilen sich die kleinen Dörfer in der ländlichen Umgebung entlang dem See und an den Steilhängen. Hier und dort haben sich kleine Betriebe angesiedelt, in denen die Milch der Kühe zu vortrefflichen Käsesorten verarbeitet wird, die den Auftakt zu einer gehaltvollen Mahlzeit bilden. Wanderungen durch São Jorge sind immer Entdeckungsreisen: Bezaubernde, unberührte Landschaften; Wolldecken auf alten Webstühlen, gewoben nach traditionellen Mustern; der von einem Vulkanausbruch halb verschüttete Turm einer alten Kirche. Der Wunsch, die verlorene Ruhe wiederzufinden, lässt viele immer wieder hierher zurückkehren. São Jorge hat eine Küstenlinie von 128 Kilometern. Am besten kann man in Fajã da Caldeira do Santo Cristo baden sowie an wenigen anderen Orten.


Flores, der «schwimmende Garten»


Flores ist ursprüngliche, überwältigende Natur: Hügel und Berge, die steil zum Meer abfallen; der blaue Spiegel der sieben Kraterseen, die wie in Grün gefasste Edelsteine anmuten; Natur im ewigen Rauschen der Wasserfälle. Und natürlich die unendliche Blumenvielfalt, die die Insel mit allen Farben überzieht und der sie ihren Namen verdankt. Monatelang blüht es in allen Farben. Die Schönheit der Insel lädt ein zu Spaziergängen zwischen Hortensien, deren Blau die Insel prägt. Natürlich gibt es noch viel mehr zu sehen: Von Seespiegeln in der Tiefe der grün bewachsenen Krater bis zu den gigantischen Basaltprismen der Felsen von Bordões. Und immer wieder der Horizont über dem Land und dem Meer, der Gesang der Vögel und die vielfältige Pflanzenwelt. Dem Besucher bieten sich viele Möglichkeiten, seine Ferien zu gestalten: Das fischreiche Meer lädt zwischen den bunten Felsen zum Tauchen ein. Man kann in den Bergbächen Forellen angeln oder in den von der See ausgehöhlten Felsschwimmbecken baden. Die Orte Santa Cruz und Lajes, die im 15. Jahrhundert gegründet wurden, oder die malerischen Dörfer wie Fajãzinha oder Fazenda das Lajes tief im Tal oder in den Bergen, heissen den Besucher willkommen. Aktivurlaub oder Erholung – ein Aufenthalt auf Flores, der Insel inmitten der Natur, ist immer besonders erholsam. Einige empfehlenswerte Badeorte sind Fajã de Lopo Vaz, Lajes das Flores, Fajã Grande oder am Wasserfall des Ribeira das Casas.



Corvo, die «kleinste Insel»


Klein, aber fein: Das gilt für Corvo, die kleinste Insel der Azoren. Sie misst gerade einmal 17 km2 und zählt rund 400 Einwohner. Sie leben in der Inselhauptstadt Vila Nova do Corvo. Tourismus im eigentlichen Sinne gibt es kaum. Ein urtümliches Dorf, ein Hafen und ein kleiner Flughafen, mehr gibt es auf Corvo nicht. Das macht aber gerade den Reiz dieser Insel aus. Corvo zählt zu den isoliertesten Plätzen Europas; hier kennt jeder jeden. Dementsprechend ruhig ist es auf dem Eiland. Vieh- und Landwirtschaft ist auch heute noch die Einnahmequelle der Corviten und angebaut wird Gemüse, Mais und Melonen. Man lebt von dem, was man hat und tauscht gegenseitig auch mal Waren und Lebensmittel. Die Küche ist rustikal und einfach. Gekocht wird, was auf den beiden Inseln Flores und Corvo produziert wird und dazu deftige Fleischgerichte. Auf Corvo ist alles anders: kein Stau, keine Ampeln, kein Einkaufszentrum. Und doch lässt Corvo keinen Besucher unberührt, denn hier legt man Wert auf Traditionen. Auf Corvo ist der gut aufgehoben, der sich eine kleine Auszeit von der Industrialisierung gönnen und sich einfach an der Natur und Ungezwungenheit der Bevölkerung erfreuen möchte.



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